Hypospadie – Grund, Ziel und Alternativen
Grund der Operation: Die Operation sollte zwischen dem 9. und 15. Lebensmonat oder zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr durchgeführt werden („Psychologisches Fenster“). Für beide Zeitpunkte gibt es gute Argumente.
Bei einem früheren Operationszeitpunkt geht man davon aus, dass die Kinder sich hinterher nicht mehr an die Operation erinnern können und daher unbelastet von einer Fehlbildung aufwachsen. Dafür müssen sie zur Heilung mehrere Tage im Bett liegen und werden dafür teilweise im Bett fixiert, d.h., festgeschnallt. Bei einem späteren Operationszeitpunkt können die Kinder besser mitarbeiten und müssen daher nicht fixiert werden, können sich aber an den Krankenhausaufenthalt und die Operation erinnern.
Bezüglich der Schwierigkeit der Operation und der Komplikationen gibt es keine Unterschiede für die verschiedenen Operationszeitpunkte.
Ziel der Operation: Die Harnröhrenmündung sollte ausreichend weit sein, um eine ungestörtes Wasserlassen zu ermöglichen. Außerdem sollte die Harnröhrenmündung im Bereich der Eichel liegen, um ein möglichst normales kosmetisches Ergebnis zu gewährleisten. Der Penis sollte gerade sein, um einen ungestörten Geschlechtsverkehr zu ermöglichen. Die Harnröhre muss lang genug sein, um im Bereich der Eichel zu münden. Dazu muss sie bei schwereren Formen der Hypospadie ersetzt bzw. verlängert werden.
Alternativen zu dieser Operation: Bei der operativen Korrektur der Hypospadie unterscheidet man zwischen kosmetischen und funktionellen Gründen, d.h. es gibt Formen der Hypospadie, die man operieren muss, damit der Betroffene normal Wasserlassen kann und später zum Kinderzeugen und Geschlechtsverkehr in der Lage ist. Mildere Formen der Hypospadie bringen häufig keine Einschränkung der Funktionen mit sich, werden aber zur Wiederherstellung eines möglichst normalen Aussehens operiert.
Kinder mit Hypospadie sollten auf jeden Fall operiert werden, wenn sie eine ausgeprägte Penisverkrümmung, eine sehr enge Harnröhrenmündung oder eine mittlere oder hintere Form der Hypospadie haben.
Bei den vorderen Formen der Hypospadie kann eine Operation aus kosmetischen Gründen erfolgen, muss aber nicht. Diese Entscheidung liegt bei den Eltern. Alternativ kann aber auch bis nach der Pubertät abgewartet werden und dem Betroffenen selbst die Entscheidung zur Operation überlassen werden. Im Durchschnitt entscheiden sich ungefähr zwei Drittel für eine Korrektur, ein Drittel reagiert abwartend. Es gibt auch keine gesicherten Daten dazu, ob eine spätere Korrektur irgendwelche Nachteile hat.
Risiken und Heilungschancen – Operation bei Hypospadie
Neben den spezifischen Operationsrisiken der Fistel, Harnröhrenmündungsenge und unschöner Narben gibt es die allgemeinen Risiken wie Blutungen, Entzündungen und Wundheilungsstörungen, die jedoch selten sind.
Je nach Ausprägungsgrad der Hypospadie liegen die Komplikationsraten nach einer Operation zwischen 5 und 40%. Typische Komplikationen sind Fistelbildung (zusätzliche Urinöffnung am Penis), Harnröhrenverengungen und unschöne Narben. Diese Komplikationen können durch große operative Erfahrung des Operateurs gemindert werden, sind aber nicht komplett vermeidbar.