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2020-11-27T14:11:44+01:00

Blasenkrebs / Blasenkarzinom / Harnblasenkarzinom – Diagnose und Differenzialdiagnose

Körperliche Untersuchung: Die rein
körperliche Untersuchung vermag es kaum, Tumoren zu erkennen, die als
nicht-invasiv eingestuft werden (Ta – Tumore, siehe Histologie). Bei
begründetem Verdacht auf einen lokal fortgeschrittenen Tumor können die digital
rektale Untersuchung sowie die vaginale Palpation das Ausmaß des Tumors weiter
abschätzen lassen.

Bildgebung:

Intravenöse Pyelographie: Bei der intravenösen Pyelographie
(IVP) wird dem Patienten ein röntgendichtes Kontrastmittel über einen venösen
Zugang verabreicht und anschließend in vorgegebenen Zeitabständen Röntgenaufnahmen
des Abdomens (Bauchraums) angefertigt. Die IVP dient in erster Linie dazu,
Kontrastmittelaussparungen innerhalb der Nierenkelche, der Nierenbecken oder
der Harnleiter zu erkennen. Das Bestehen einer Erweiterung des Nierenbeckens oder eines Harnleiteranteils können auf das Vorhandensein eines
Tumors im oberen Harntrakt hinweisen. Bei dieser Untersuchung können zudem ggf.
auch größere Tumoren als Kontrastmittelaussparung innerhalb der Blase
auffallen.

Die Ultraschalluntersuchung (Sonographie): Die Ultraschalluntersuchung wird zur Beurteilung des Urogenitaltraktes
eingesetzt. Die Sonographie des Bauchraums erlaubt die Beurteilung von
Raumforderungen im Bereich der Nieren, die Detektion einer Harnabflussstörung,
das Erkennen möglicher Metastasen (Tochtergeschwülste) sowie intra- und
extraluminaler Raumforderungen der Harnblase.

Die Computertomographie (CT): Die Comuptertomograhie dient der örtlichen und
systemischen Ausbreitungsdiagnostik, wenn der Verdacht auf einen lokal
fortgeschrittenen Tumor gestellt wird. Derzeit kann die Computertomographie
nicht eindeutig zwischen einem organbegrenzten oder extravesikalen (außerhalb
der Blase vorliegenden) Tumorwachstum unterscheiden. Die Übereinstimmung
zwischen CT-Befunden und tatsächlicher Tumorausbreitung im
Zystektomiepräparat (Gewebeanalyse nach
kompletter Entfernung der Harnblase) beträgt zwischen 65 und 80%. Die CT mit
Beurteilung der Ausscheidungsphase für Kontrastmittel kann gegenüber dem IVP
zusätzliche Informationen liefern

Die Magnet Resonanz Tomographie
(MRT)
:
Hier gelten die
gleichen Aussagen wie für die CT. Der Staging-Fehler, bezogen auf das
T-Stadium, ist ähnlich, wobei auch die Bestimmung des N-Stagings nicht zuverlässiger erfolgt.

Urinzytologie: Ziel der
urinzytologischen Diagnostik von Spontanurin oder einer im Rahmen der
Blasenspiegelung gewonnenen Spülzytologie ist die Erkennung von malignen
(bösartigen) Zellen im Urin. Gerade die Diagnose von
high-grade-Urothelkarzinomen (entdifferenzierten Tumoren) wie dem Carcinoma in
situ gelingt mithilfe der Urinzytologie besonders gut. Die Sensitivität
(Empfindlichkeit) für dieses Tumorspektrum beträgt 75–95% für G2- und
G3-Karzinome. Insbesondere für die Diagnostik des Carcinoma in situ zeigt die
Urinzytologie eine hervorragende Spezifität (Treffsicherheit) von ca. 95%.

Eine auffällige
Urinzytologie weist dabei auf das Vorhandensein eines Tumors hin, der sowohl
innerhalb der Harnblase zu finden sein kann oder aber im oberen Harntrakt
lokalisiert sein kann.

Leider
kann eine unauffällige Zytologie das Vorhandensein eines low-grade-Tumors nicht
sicher ausschließen. Auch kann sich die Interpretation von zytologischen
Befunden gelegentlich schwierig gestalten. So können degenerative
Veränderungen, Harnwegsinfektionen, Steine und intravesikale Instillationen
(lokale Chemotherapie) das Untersuchungsergebnis beeinflussen.

Die
Harnblasenspiegelung (Zystoskopie):
Die Zystoskopie stellt
seit Jahrzehnten den sog. Goldstandard in der lokalen Diagnostik dar. Im
Allgemeinen wird die Zystoskopie im ambulanten Bereich unter Verwendung eines
flexiblen oder starren Zystoskopes durchgeführt. Sollte ein Blasentumor
mithilfe eines anderen bildgebenden Verfahrens (Sonographie, CT etc.) oder
einer vorangegangenen positiven Zytologie diagnostiziert worden sein, kann auf
die initiale diagnostische Zystoskopie verzichtet werden, da der Patient in
jeden Fall einer transurethralen Biopsie bzw. Resektion zugeführt werden muss.

Differenzialdiagnose: Die sichtbare Beimengung von Blut im Urin kann auch durch
eine akute Harnwegsinfektion bzw. das Vorhandensein von Nierensteinen bzw.
Harnblasensteinen etc. bedingt sein. Wichtig ist aber immer der Ausschluss
einer bösartigen Ursache im Falle einer vorliegenden Makrohämaturie.

Transurethrale
Resektion von Harnblasentumoren
: Kleinere Tumoren können in der
Regel im Ganzen reseziert werden, wobei gewährleistet werden muss, dass der
komplette Tumor mit darunter liegenden Schichten erfasst wird. Größere Tumoren
werden in einzelnen Teilen reseziert. Zunächst wird der exophytische (nach
außen ragende) Anteil reseziert, dann separat die darunter liegende Blasenwand
bis in die Muskulatur.
Ohne das Vorhandensein von Muskulatur im Präparat kann der Pathologe das genaue
Tumorstadium Ta, T1 oder T2 nicht bestimmen. Bei großen Tumoren wird zudem
empfohlen, die Ränder eines Tumorareals separat zu resezieren, um ein mögliches
CIS nicht zu übersehen. Die Späne der 3 Anteile müssen in unterschiedlichen
Behältnissen zum Pathologen gesandt werden, um eine korrekte Diagnosestellung
zu ermöglichen. Eine vollständige und
korrekte TUR ist für die Prognose des Patienten essenziell.

Die
Fluoreszenzzystoskopie / Photodynamische Diagnostik:
Eine
besonders genaue Untersuchung der Harnblase ist mithilfe der
Fluoreszenzzystoskopie/PDD möglich. Durch Verwendung der PDD kann ein positiver
Einfluss auf die Detektion von flachen und papillären Tumoren, eine Reduktion
der Residualtumorrate und eine Verringerung der Tumorrezidivrate genommen
werden. Das Grundprinzip
der Fluoreszenzzystoskopie bzw. photodynamischen Diagnostik (PDD), basiert auf
der Wechselwirkung von Licht mit bestimmten Farbstoffen (Photosensibilisatoren)
im Gewebe. Die Lichtanregung dieser Photosensibilisatoren führt zur Aussendung
einer Fluoreszenz (Lichtsignal), die zur Tumordiagnostik genutzt werden kann.

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