Tinnitus aurium, wie die Erkrankung in Langform heißt,
bedeutet im Lateinischen so viel wie „Ohrenklingeln“. Es handelt sich dabei um
eine relativ weit verbreitete Krankheit, die für Betroffene sehr belastend sein
kann. In den westlichen Ländern leiden je nach Altersgruppe bis zu ein Viertel
der älteren Bevölkerung unter Tinnitus. Besonders unerträglich wird die
Situation für viele, da längst nicht immer eine kausale, also ursächliche
Behandlung möglich ist.
Ursache und Diagnose: Was ist Tinnitus?
Als Tinnitus versteht man ganz allgemein als eine
Hörerfahrung, die nicht durch eine äußere Geräuschquelle hervorgerufen wird. So
allgemein diese Formulierung, so vielfältig kann sich Tinnitus auswirken: Es
gibt unterschiedlichste Ursachen und Ausprägungen. Eben deshalb ist es so
wichtig, dass sich der behandelnde Arzt ausreichend Zeit für die Diagnose
nimmt. Nur so kann, zumindest in einigen Fällen, eine Behebung der Auslöser
erfolgen. Und: Nicht selten deuten die Ohrgeräusche auch auf tieferliegende
Probleme des Ohres hin, die ihrerseits untersucht und behandelt werden müssen.
Tinnitus kann als permanentes oder zeitweiliges Fiepen,
Rauschen, Krächzen, Brummen oder Knacken auftreten. Die Intensität, also die
empfundene Lautstarke, wie auch die Lauthöhe können variieren oder
gleichbleiben, bisweilen auch anschwellen. Es handelt sich dabei allerdings
nicht um akustische Halluzinationen, von denen der Befund abzugrenzen ist.
Man unterscheidet zwischen subjektivem und dem deutlich
selteneren objektiven Tinnitus, der seine Ursache in einer tatsächlichen
Geräuschquelle im Innenohr haben kann. Darüber hinaus reichen die möglichen
Ursachen des subjektiven Tinnitus von einem Hörtrauma über
Durchblutungsstörungen oder eine schlechte Belüftung des Innenohrs bis hin zu
Tumoren der Gehörnerven. Allerdings hat Tinnitus in nicht wenigen Fällen auch
keinen eindeutig benennbaren Auslöser. Trotzdem sollte diese Diagnose stets nur
als allerletzte Option, also als sogenannte Ausschlussdiagnose, stehen.
Folgen und Therapie: Kann Tinnitus behandelt werden?
Ja und Nein: Ja, die Hörwahrnehmung sollte möglichst
frühzeitig und gründlich untersucht und soweit möglich behandelt werden. Auch
deshalb, weil Tinnitus für den Betroffenen etliche Folgekrankheiten mit sich
bringen kann – von Schlaflosigkeit bis hin zu Depressionen. Umgekehrt ist nicht
immer leicht abzugrenzen, ob ein Tinnitus in diesem Fall beispielsweise Folge
einer psychischen Belastung ist oder womöglich sogar umgekehrt. Auch hier gilt,
dass ein seriöser Facharzt niemals vorschnell psychische Ursachen annehmen
sollte.
Eine kausale Behandlung ist also stets oberstes Ziel.
Allerdings ist diese, wie oben beschrieben, längst nicht immer möglich. Sei es,
weil die Ursache nicht erkennbar ist, oder sei es, weil sie nicht im eigentlichen
Sinne behandelbar ist. Trotzdem gibt es Ansätze, Tinnitus symptomatisch zu
behandeln . die Erfolge sind allerdings individuell sehr unterschiedlich. Spezielle
Präparate sollen die Durchblutung des Innenohrs fördern. Sie zählen zu den am
häufigsten verordneten Medikamenten, obwohl ihre Wirksamkeit umstritten ist.
Daneben bestehen Therapieoptionen, die sich vor allem auf
den Umgang des Betroffenen mit der Krankheit konzentrieren: Die Kognitive
Verhaltenstherapie oder die Tinnitus-Restraining-Therapy (TRT), die
gewissermaßen eine Kombination aus ersterer mit auditiver Stimulation
darstellt. Auf diese Weise sollen die Tinnitus-Geräusche gewissermaßen
„ausgeschaltet“, die Wahrnehmung also ausgetrickst werden. Allerdings ist die
Wirkung auch hier umstritten. Nicht wenige Betroffene setzen ihre Hoffnung
daher auch in experimentelle Therapiemethoden wie die einer Magnetstimulation,
die zumindest in einigen Versuchen Erfolge gegen die Geräusche im Ohr zeigen
konnte.