Anorexia nervosa (Magersucht) – Medizinisches Glossar
Die Anorexia nervosa ist vielen vor allem unter ihrem
umgangssprachlichen Namen Magersucht bekannt. Es handelt es sich hierbei um
eine schwerwiegende Essstörung, die als Krankheit definiert ist. Besonders
häufig betroffen sind junge Frauen, doch auch junge Männer leiden hierunter.
Obwohl sie mit rund 0,7% unter allen weiblichen Jugendlichen noch eine eher
seltenere Essstörung einnimmt, ist die Anorexia nervosa medial sehr präsent –
nicht zuletzt auch deshalb, weil ihre gesundheitlichen Folgen unbehandelt
verheerend sein und im Ernstfall sogar zum Tod führen können.
Symptome und Diagnose
Die Anorexia nervosa kann bereits bei prä-pubertären Mädchen
und seltener auch Jungen bis ins jüngere Erwachsenenalter erstmals auftreten.
Unbehandelt kann die Erkrankung über viele Jahre bestehen. Dabei nehmen sich
die Betroffenen als zu dick wahr und möchten stetig weiter abnehmen. Oftmals
entspricht ihr tatsächliches Erscheinungsbild nicht der eigenen Vorstellung
hiervon, man spricht dann auch von einer Körperakzeptanzstörung. Die Magersucht
hat daher eine große psychische Komponente. Deutlichstes körperliches Symptom
ist zunächst ein merkbares Untergewicht: Betroffene nehmen viel zu wenig
Nahrung zu sich, in schweren Fällen verweigern sie die Nahrungsaufnahme völlig
oder ernähren sich zum Beispiel ausschließlich von Flüssignahrung. Mischformen
zwischen Bulimie und Magersucht sind ebenso möglich. Um das Hungergefühl zu
stillen, nehmen einige Magersüchtige Wattebäusche oder ähnliches zu sich, um den
Magen kalorienfrei zu füllen. Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf können
körperliche Beschwerden wie das Ausbleiben der Regelblutung, permanente
Verstopfung, körperliche Schwäche, Kreislaufzusammenbrüche, Haarausfall und
viele weitere hinzukommen. Bei länger anhaltender Magersucht kommt es zu einer
permanenten Unterversorgung mit lebensnotwendigen Mineralien, Vitaminen und
weiteren Nährstoffen.
Behandlung der Magersucht
Um die Anorexia nervosa richtig zu behandeln, ist es
wichtig, sie als Krankheit zu begreifen: Gutes Zureden oder gar elterliche
Strenge helfen in der Regel wenig oder verstärken das Problem nur noch. Auch
wird man Betroffene kaum dazu zwingen können, mehr zu essen. Eine
unterstützende, gleichwohl konsequente Haltung ist von Seiten der Familie
sinnvoll. Trotzdem gehört die Behandlung in die Hände von Fachärzten bzw.
ausgebildeten Therapeuten: Eine Psychotherapie ist meist der erste Schritt, um
die eigene Körperakzeptanzstörung nach und nach zu korrigieren und dabei auch
mögliche tiefer liegende psychische Ursachen zu behandeln. Oft ist eine
stationäre Behandlung sinnvoll. Bei bereits geschwächten Patient/-innen müssen
zudem auch die körperlichen Beschwerden behandelt werden. In akuten Notfällen
kann eine intravenöse Versorgung notwendig sein.
Individuelle und gesellschaftliche Ursachen
Wieso manche junge Menschen besonders empfänglich sind für
Essstörungen wie die Magersucht, ist nicht eindeutig geklärt. Relativ
wahrscheinlich spielen sowohl individualpsychologische als auch soziale und gesellschaftliche
Faktoren eine Rolle. Immer wieder kritisiert wird das Ideal der superschlanken
Frau, wie sie in der Mode, aber auch generell in TV, Film und inzwischen im
Internet propagiert wird. Immer wieder gibt es Gegenbewegungen, so dürfen
untergewichtige Models in einigen Ländern inzwischen nicht mehr arbeiten, was
wiederum kritisch gesehen werden kann. Kritikern geht das noch nicht weit
genug, sie beklagen eine „Doppelmoral“: Denn auch jenseits von Werbung und
Medien setzen zum Beispiel Ärzte oder Gesundheitsinstitutionen häufig ein sehr
niedriges Gewicht als „ideal“. Hinzu kommt das Körperbild, wie es von der
eigenen Familie, im Freundeskreis und natürlich im kulturellen Umfeld
propagiert wird. Womöglich könnten diese Einflüsse sogar wichtiger sein als
jene aus Werbung und Medien.
Fakt ist aber auch, dass die Anorexia nervosa keine neue
Erkrankung ist: Erstmalig beschrieben wurde sie bereits 1873. Bereits zu diesem
Zeitpunkt erkannten Experten die Magersucht als psychisch bedingte Erkrankung.