Eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist nicht günstig, doch für viele Menschen kann sie im Krankheitsfall vor dem finanziellen Ruin schützen. Denn ein Unfall oder eine plötzliche Erkrankung können dafür sorgen, dass der aktuell ausgeübten Tätigkeit nicht mehr nachgegangen werden kann. Doch die Versicherer versuchen immer wieder, alle Möglichkeiten auszunutzen, um eine Leistung zu umgehen. Wir zeigen Ihnen was Sie tun können, wenn die Berufsunfähigkeitsversicherung eine Zahlung verweigert.
Einen spezialisierten Anwalt aufsuchen
Ein auf Versicherungsrecht spezialisierter Anwalt kann sehr viel bewirken. Wichtig ist, dass dieser hauptsächlich den Versicherungsnehmer vertritt. Denn viele Experten möchten eine Interessenskollision vermeiden, so auch Rechtanwalt Michael Graf. Vertreten wird ausschließlich die Patientenseite (durch einen Anwalt für Medizinrecht) beziehungsweise der Versicherungsnehmer.
Wenn eine Gesellschaft nun den Antrag auf Berufsunfähigkeit ablehnt, kann ein Anwalt helfen. Er prüft alle Unterlagen auf ihre Richtigkeit und kann weitere ärztliche Gutachten anfordern. Sollte sich die Versicherung nicht von ihm umstimmen lassen, hilft meist nur noch der Gang vor Gericht. Davor sollten sich Versicherte nicht scheuen, denn sie haben ein Anrecht auf ihre Rentenzahlung. Zudem sind Urteile des Gerichtshofes für die Gesellschaft bindend, sie kommt daher nicht um eine Leistung herum.
Ergebnisse des Gutachtens anfechten
Sobald ein Versicherungsnehmer einen Antrag auf finanzielle Leistungen stellt, beauftragt die Gesellschaft einen Gutachter. Dieser befasst sich tief gehend mit der Krankengeschichte des Betroffenen: Medizinische Befunde und Operationsberichte werden genauestens überprüft. Auch die medikamentöse Behandlung wird hinterfragt und geklärt, ob unter Umständen gar ein Behandlungsfehler vorliegt. Als letzter Schritt vereinbart der Gutachter einen Termin mit dem Versicherungsnehmer und untersucht ihn selbst. Bei der Zusammenkunft wird er dem Betroffenen auch einige Fragen zu seiner Verfassung und seiner beruflichen Tätigkeit stellen.
Problematisch ist allerdings, dass die Gutachter häufig das Interesse der Versicherung verfolgen. Sie werden regelmäßig von ihnen beauftragt, weshalb ein Interessenskonflikt entsteht. Versicherungsnehmer müssen daher nicht zwangsweise das Ergebnis des Gutachtens hinnehmen. Sie können, bestenfalls mit der Hilfe eines Anwaltes, erneut einen Gutachter beauftragen. Kommen beide Experten zu unterschiedlichen Ergebnissen, wird in der Regel ein dritter Spezialist eingeschaltet. Sollte sich die Gesellschaft gegen das Gutachten zur Wehr setzen, ist es erneut ratsam, den Gang vor Gericht anzustreben.
Falschangaben als Ablehnungsgrund
Wer einen Antrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung stellt, sollte genauestens auf die Richtigkeit aller Angaben achten. Denn im Falle der Berufsunfähigkeit kann die Gesellschaft, aufgrund falscher Aussagen, die Leistung ablehnt. Dies wird damit begründet, dass sie unter diesen Bedingungen, den Versicherungsantrag nicht angenommen hätte. Doch auch hier muss im Einzelfall geprüft werden. In vielen Fällen entschied der Bundesgerichtshof, dass die Gesellschaft zur Zahlung verpflichtet sei, da die Falschangabe nicht im Zusammenhang mit der eingetretenen Berufsunfähigkeit stehen oder die Versicherung bei Vertragsabschluss den Antrag nicht umfassend prüfte.