Eine Einweisung in ein Krankenhaus lässt sich häufig nicht vermeiden. Doch Patienten werden genau dort, wo sie eigentlich gesund werden möchten, mit Keimen angesteckt. Durch konsequente Hygienemaßnahmen könnten laut Aussagen von Spitalhygienikern in der Schweiz ein Drittel der Infektionen vermieden werden.
Besucher in Spitälern hingegen brauchen sich keine Sorgen machen, heißt es, da es sehr selten vorkommt, dass sie sich mit einem Erreger infizieren. Eine Ausnahme bilden lediglich die Grippe- oder Noroviren. Große Sorgen bereiten die antibiotikaresistenten Bakterien, die meist innerhalb des Spitals entstehen.
Das große Risiko, das von antibiotikaresistenten Erregern ausgeht
Die Gefahr, an einer Lungenentzündung oder ebenso an einem chirurgischen Eingriff zu versterben, steigt stetig. Die Ursache hierfür sind resistente Bakterien, die durch den massenhaften und unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika entstehen.
Die Bundesbehörden sind besorgt und schlagen nun Alarm. Es wurde die «Strategie Antibiotikaresistenzen» vorgestellt. Das oberste Ziel des Maßnahmenpakets ist, dass die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig erhalten bleibt. Hierfür sollen die Entwicklung und die Überwachung des Einsatzes von Antibiotika ausgebaut werden.
Desinfizieren der Hände
Eine Übertragung von Keimen erfolgt in der Regel nicht durch die Luft, sondern fast immer durch einen Direktkontakt. Daher ist das Desinfizieren der Hände des gesamten Personals das oberste Gebot. Gegen Infektionen ist es die einfachste und wohl wirksamste Maßnahme. Es ist keine Seltenheit, dass ein Patient aus dem Spital kränker nach Hause kommt, als er eingeliefert wurde. Laut Schätzungen kommt es jährlich zu etwa 70’000 Spitalinfekten, von welchen rund 2000 tödlich enden.
Infektionen vermeiden
Die Prävention ist ein weiterer Ansatzpunkt. Je mehr Infektionserkrankungen vermieden werden können, umso weniger Antibiotika sind für die Therapie nötig. Infektionen können beispielsweise durch Hygienemaßnahmen im Spital verhindert werden. Das Gleiche gilt für eine optimierte Tierhaltung in der Landwirtschaft. Des Weiteren soll der Einsatz von Antibiotika eingedämmt werden, indem verbindliche Richtlinien zur Verschreibung, der Abgabe und der Anwendung von Antibiotika festgelegt werden.
Zudem ist das Ziel, neue diagnostische Methoden zu entwickeln, um die bakteriellen Erkrankungen schnell zu erkennen und in der Lage zu sein, diese von den viralen Infekten zu unterscheiden. Die Bekämpfung der Antibiotikaresistenzen gehört zu den Prioritäten des Bundesrats. Dabei sollen alle betroffenen Kreise einbezogen werden: Medizin, Industrie, Landwirtschaft, Kantone.
Teufelskreis
Die resistenten Bakterien entstehen beispielsweise durch Mutationen oder den Austausch von Resistenzgenen. Wenn einzelne Erreger eine Antibiotikabehandlung überleben und sich vermehren, dann entsteht ein resistenter Stamm, der mit alternativen Antibiotika bekämpft wird, wodurch der Teufelskreis beginnt. Umso mehr Antibiotika eingesetzt werden, desto größer ist auch die Entwicklung und die Ausbreitung von resistenten Erregern. Neben dem Menschen ist auch die Massentierhaltung eine Brutstätte für die resistenten Keime, da tonnenweise Antibiotika eingesetzt werden. „Problematisch sind hierbei zum Beispiel die MRSA-Erreger, da die Übertragung von den Tieren auf den Menschen möglich ist und herkömmliche Therapien dagegen versagen“, erklärt Peter Hoffmann, Gesundheits- und Medizinexperte von der Online Klinik Meds4all.ch. Blutvergiftungen, Lungen- oder Hautentzündungen können somit zu einer tödlichen Gefahr werden.
Auch bei den Pneumokokken, dem Escherichia coli (Darmbakterium) oder dem Neisseria gonorrhoea (Auslöser von Tripper) hat die Weltgesundheitsorganisation alarmierende Resistenzraten festgestellt. Laut Schätzungen sterben in der EU pro Jahr etwa 25’000 Menschen an den antibiotikaresistenten Erregern.
Wege aus der Misere
Wege aus der Krise können die Spitalhygiene und die Prävention sein, um die Verbreitung von Infektionskrankheiten einzudämmen und weniger Antibiotika einsetzen zu müssen. Antibiotika sollte nur sehr überlegt verwendet und genau angewendet werden. Ein zu früher Abbruch der Einnahme kann dazu führen, dass einzelne Erreger überleben können und sich vermehren, wodurch ein resistenter Stamm entsteht.
In der Tierhaltung ist ebenso eine sparsamere Verwendung von Antibiotika wichtig, da die entstehenden multiresistenten Erreger von den Tieren auf den Menschen gelangen können. Dies kann zu lebensbedrohlichen Folgen führen, da bei Blutvergiftungen, Lungen- oder Hautentzündungen bei den Ärzten oftmals guter Rat teuer ist.