Laut Spiegel-ONLINE vom 12.01.2015 haben Forscher aus Boston und Bonn ein neues Antibiotikum entdeckt, das vielleicht gegen Bakterien resistent ist: Teixobactin. Sie melden einen bedeutenden Erfolg in der Medizingeschichte (Quelle: Spiegel.de).
Wir kennen das alle: Einmal kurz zum Arzt, ein rezeptpflichtiges Antibiotikum verschreiben lassen und schon bald ist man wieder auf dem Damm. Zurzeit wird heiß diskutiert, wie lange dieses Prinzip noch so funktioniert. Ein Antibiotikum wird verordnet, wenn es um eine Infektion mit Bakterien geht.
Leider werden Antibiotika zum Teil leichtsinnig eingesetzt, sodass immer wieder neue Erreger die Chance haben, resistent zu werden. Im letzten Jahr im April 2014 gab die WHO einen Warnschuss ab, dass die Resistenzen gegen Antibiotika sich weltweit dermaßen stark verbreiten können, dass eine gewöhnliche Infektion für uns Menschen bald wieder tödlich enden könnte.
Das Problem ist, dass 99 Prozent der Bakterien nicht im Labor wachsen. Zahlreiche Antibiotika werden von Bakterien und Pilzen hergestellt. Der Mensch macht sich die Gifte zunutze, indem er Stoffe produziert und andere Arten abwehrt, erklärt Thomas Schmitz von Online Klinik HealthExpress.de. Schon seit Jahren leisten Forscher Aufklärungsarbeit, dass Erreger immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln. Einer der gefürchtetsten Keime ist der Multiresistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA genannt. Manchen vielleicht als Krankenhauskeim bekannt – ein hochgefährlicher Krankheitserreger.
Gibt es nun Hoffnung im Kampf gegen Infektionskrankheiten?
Die Entdeckung einer Substanz mit Namen Teixobactin schürt die Hoffnung und die Medien sprechen von einer medizinischen Geheimwaffe. Die Forscher scheinen ein Antibiotikum entdeckt zu haben, das viele resistente Bakterien abtöten kann.
Das würde bedeuten, dass das Resistenzproblem jedenfalls für einige Zeit gelöst wäre. Noch liegt es aber im Unklaren, ob der neue Wirkstoff auch beim Menschen wirkt. In vonstattengegangenen Versuchen, wo Mäusen infiziert wurden, hat Teixobactin, ohne dass toxische Effekte zu verzeichnen waren, zuverlässig geholfen. Und das Ganze noch bei extrem niedriger Dosierung. So wird diese Substanz ein potenzieller Kandidat für die Herstellung eines Arzneimittels.
Besonderheit der Substanz
Das Forscher-Team um Kim Lewis, der an der Northeastern University in Boston arbeitet und ein weiterer Mitarbeiter von der Universität Bonn behaupten sogar, dass die Natur ein großes Reservoir bereithält an weiteren infrage kommenden Antibiotika. Die Forscher haben 10.000 Stämme von Bodenbakterien analysiert und das in einem Milieu, das der natürlichen Umgebung der Bakterien sehr ähnlich ist.
Sie prüften dann die sich bildenden Stoffe, ob eine antimikrobielle Wirkung vorhanden war. Dabei sind sie auf eine entstandene Substanz gestoßen, ausgehend von dem Bakterium Eleftheria terrae. Diese Substanz nennen sie Teixobactin. Teixobactin verhindert als Wirkstoff den Aufbau von Zellwänden eines Bakteriums. Dies geschieht indem er fetthaltige Zucker, also bestimmte Glycolipide, bindet.
Teixobactin wird eine exzellente Wirkung gegen die sogenannten grampositive Bakterien nachgesagt, worunter sich auch Stämme befinden, die ebenfalls gegen verschiedene andere Antibiotika resistent sind. Beispielsweise fällt auch der Krankenhauskeim darunter. Die Forscher vermuten, dass es in der Natur noch viele weiterer solcher Substanzen zu entdecken gibt.
Die „Antibiotika-Krise“ bald gelöst?
Bei einem Interview in der „Nature“ betont Gerard Wright, der an der kanadischen McMaster University in Hamilton arbeitet, dass die Studie Hoffnung bietet auf eine baldige Lösung der “ Antibiotika-Krise „. Der Infektionsforscher Prof. Mark Brönstrup aus Braunschweig nennt diesen Wissensstand eine sehr wichtige Entdeckung. Zwar sei es bis zu der Zulassung des Wirkstoffs Teixobactin noch ein weiter Weg, doch, auch wenn es vermutlich noch fünf bis zehn Jahre dauert und Teixobactin die klinische Prüfung besteht, sind wir auf einem guten Weg.
Im US-Bundesstaat Massachusetts wurde Teixobactin bereits lizenziert und soll in circa zwei Jahren an Menschen getestet werden. Potenzielle Versuchspersonen warten auf ihren Einsatz. Wird zukünftig eine mit Erde gefüllte Plastikkiste aus dem Garten zum wirkungsvollsten Antibiotikum, das seit Jahrzehnten entdeckt wurde? Wenn die Forscher Recht behalten, bekommt die Medizin Bakterien, die Blutinfektionen, Lungenentzündungen und Tuberkulose auslösen können, gut und schnell in den Griff.