Die Vereinigung der Bayrischen Chirurgen in Dachau rief zur 92. Jahrestagung und hochrangige Redner und Gäste kamen. Unter Ihnen auch Dr. Jens Altmann, der als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in der Bodenseeklinik tätig ist. Mit seinem Vortrag Quo Vadis ästhetisch-plastische Gesichtschirurgie? nimmt er sich eines Themas an, das zunehmend an Relevanz gewonnen hat. Unter den Gästen fanden sich allerdings nicht nur die Ärzte des Gebiets Gesichtschirurgie. Auf dem Ende Juli 2015 abgehaltenen Chirurgengipfel trafen sich Orthopäden, Unfallchirurgen, sowie Ärzte, Ärzteanwärter und medizinische Mitarbeiter.
Seit über 100 Jahren werden gesichtschirurgische Operationen und Behandlungen durchgeführt. Demzufolge wussten schon im Jahr 1906 die ersten Patienten, was eine Straffung des Oberlids oder ein Facelifting bedeuten. Von diesen und weiteren Informationen, wie das Einsetzen der ersten Hängewangenplastik im Jahr 1912, berichtete Altmann im Zuge seines Vortrags. Bis in die Kriegsjahre hinein reichen der Einfluss und die Erfahrungen in die Maßstäbe und Möglichkeiten der heutigen Gesichtschirurgie. Vor allem die rekonstruktive Chirurgie des 1. und 2. Weltkrieges nahm maßgeblichen Einfluss.
Was waren die größten Einflüsse in die heutige Gesichtschirurgie?
Laut Altmann ist die Antwort klar: Es sind die historischen Erfahrungen, die den Erfahrungsschatz und den Erfolg der Gesichtschirurgie 2015 ausmachen. Am Beispiel der Paraffin-Injektionen wurde anschaulich erläutert, dass nicht jede medizinische Errungenschaft bis heute Bestand hatte. So musste die Behandlung mit Paraffin-Injektionen beendet werden, da diese zu unkontrollierten Entzündungen und zu schweren Komplikationen führten. Wurden die Paraffin-Injektionen Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt, erfolgte die Streichung aus dem Behandlungskatalog bereits um das Jahr 1930. Durch die Entzündungen und Komplikationen mussten aufwändige, medizinische Behandlungskorrekturen durchgeführt werden. Alles andere als ein rumreiches Kapitel in der ästhetischen Medizin. Das Schicksal der Paraffin-Injektionen sollten vor allem Injektionen mit nicht abbaubaren Füllmaterialien ereilen, so auch bei Silikonöl-Injektionen. Aus diesen Erfahrungen heraus entstand die Vorgabe, alle Trends vor der Einführung und Aufnahme in den Behandlungskatalog intensiv zu testen und kennenzulernen.
Neue und bewährte Methoden wurden vorgestellt
Waren vor nicht allzu vielen Jahren noch Behandlungen mit Skalpell federführend, so dreht sich vieles, wenn nicht sogar alles um Filler. Mittlerweile werden allein in der Lidchirurgie auf Verfahren, wie Fettausschneidung, Hautausschneidung und Fettgewebsverlagerung gesetzt. Neben der Trends hat sich auch die Anzahl der Behandlungsmöglichkeiten verändert. So stehen bei der Nasenkorrektur Techniken mit oder ohne Knorpeltransplantation zur Wahl. Alternativ kann eine Methode mit geschlossener oder offener Technik gewählt werden. Beim Anlegen von Ohren können die Methoden mittlerweile auf den konkreten Befund der Patienten gewählt werden. Der Blick auf die Behandlungen von Prof. Dr. Mang und seinem Team an Fachchirurgen der Bodenseeklinik zeigt, dass Nasenkorrekturen mittlerweile ohne Operation durchgeführt werden können. Hier liegt gerade die Filler-Therapie im Trend. Diese Methode wird auch als besonders schonend für den Patienten angesehen. Weitere Neuerungen und positive Entwicklungen in der ästhetischen Gesichtschirurgie lassen sich bei der Arbeit mit Volumenfalten-Therapie und der Laser-Therapie finden. Des Weiteren wird mit Eigenfett-Fillern oder Hyaluronsäure-Fillern anstelle von Botox gearbeitet.
Dem Alter ein Schnippchen schlagen
Diesen Wunsch haben viele Männer und Frauen. Dank moderner Verfahren kann weitestgehend auf blutige Schnitte im Gesicht oder am Körper verzichtet werden. Behandlungsmethoden, die ohne Schnitte auskommen, sind zum Beispiel MACS-Lifting, Fadenlifting und SMAS-Lifting. Beim Fadenlifting genau hingesehen zeigt, dass am Unterhautfettgewebe feine Spezialfäden angebracht werden. Die Befestigung erfolgt dabei mit Wiederhaken. Wunden entstehen bei diesem Vorgehen nicht. Wird ein Lifting von der Stirn, der Wange und dem Hals vorgenommen, findet das SMAS-Lifting seine Anwendung. Durch die Gesichtschirurgie können in der tieferliegenden Schicht, die sich unterhalb der Haut befindet, Straffungen vornehmen und Gesichtszüge ändern, indem sie beispielsweise angehoben werden. Hierbei findet die Behandlung an den Mimikmuskeln und am Bindegewebe statt. Wer sich für einen minimalen Eingriff entscheidet, kann über das MACS-Lifting Gesichtspartien, die abgesunken sind, anheben lassen. Im Ergebnis bezeichnen Gesichtschirurgen das Ergebnis gern als wie unoperiert, da das Narbenbild derart minimal ist.
Soll die Straffung des Halsmuskels erfolgen, dann ist von der Platysma-Plastik die Rede. Vor allem Patienten höheren Alters entscheiden sich für diese Behandlung und kombinieren diese oft mit der Straffung der Haut oder dem Absaugen von Fettpolstern. Altmann berichtete zudem von weiteren Anti-Aging-Techniken. Derzeit im Trend ist der Vampir-Lift. Hierbei wird allen Ernstes auf Dracula referenziert. Beim dieser vergleichsweise neuen Form des Liftings kommt die PRP-Therapie, die Therapie mit Eigenblutplättchen, zur Anwendung. Diese Technik wurde nicht nur in Hollywood an Stars und Sternchen durchgeführt, sondern auch an Patienten der Bodenseeklinik, die einen gewissen gesellschaftlichen Bekanntheitsgrad haben.
Sowohl für Prof. Dr. Mang und sein Team, als auch für Dr. Jens Altmann steht das umfangreiche Testen und Erproben der neuen Trends in der ästhetischen Chirurgie ganz oben auf der Prioritätenliste. Es verwundert demnach nicht, dass sich diese Experten ihres Fachs für eine Risikoevaluation und andauernde Überprüfung der neuen chirurgischen Trends einsetzen. Selbst Altmann lässt es sich nicht nehmen und führt Überprüfungen durch. Hierfür nutzt der renommierte Facharzt sein umfangreiches, praktisches Erfahrungsportfolio, sowie interdisziplinäre Forschungsarbeiten. Unterstützung erfahren diese Bestrebungen durch Qualitätsstandards und Leitlinien, so dass die Menge an Empfehlungen für einen Trend und die Anwendungsdaten für alle Ärzte gleichermaßen zur Verfügung stehen. Auf diese Weise kann die Einführung von Trends zum einen und die individuelle Beratung und beste Aufklärung eines Patienten im realen Leben sinnvoll umgesetzt werden. Mit dieser und weiterer Ansichten konnte der Chirurgengipfel im Juli 2015 als Erfolg für Ärzte, angehende Ärzte und Patienten enden.