Rückenschmerzen sind zum echten Volksleiden geworden. Von leichten Verspannungen bis zum Hexenschuss mit vollständiger Bewegungseinschränkung reichen die Beschwerden. Einige vergehen nach einiger Zeit, viele lassen sich konservativ zum Beispiel durch Massagen oder gezielte Krankengymnastik und Kräftigungsübungen für die gesamte Muskulatur behandeln.
Doch auch Bandscheibenvorfälle oder zum Beispiel Arthrose, also vorzeitiger Gelenkverschleiß, können die Ursache für die Beschwerden sein. In diesem Fall ist ein operativer Eingriff möglich, aber längst nicht immer auch die richtige Wahl. So zeigt sich der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen (BVOU) besorgt über die rasant wachsenden Wirbelsäulen-OPs in Deutschland. So hat sich die Zahl der Eingriffe in diesem Bereich allein zwischen 2005 und 2011 nahezu verdoppelt. Der BVOU sieht vor allem finanzielle Anreize als Grund: Das Gesundheitssystem „belohnt“ entsprechende Wirbelsäulen-Operationen, die viel Geld in die Kasse spülen. Konservative Behandlungsmöglichkeiten, so die Kritik der Experten, würden daher immer seltener voll ausgeschöpft. Hinzu kommt, dass niedergelassene Orthopäden und Unfallchirurgen sowie entsprechende stationäre Angebote zunehmend weniger würden – und die Versorgungslage in diesem Bereich somit stetig zum Problem wird.
Das Problem: Längst nicht immer ist eine Wirbelsäulen-OP auch tatsächlich das geeignete Mittel der Wahl. Der operative Eingriff geht mit einigen Risiken einher, bringt Krankheitszeiten mit sich und kann am Ende mitunter nicht unbedingt den gewünschten Effekt bringen. Um falsche Anreize auszuschalten und eine für den Patienten optimale Versorgung nach individuellen Gesichtspunkten zu gewährleisten, begrüßt der Berufsverband Initiativen wie die Arbeitsgemeinschaft nicht-operativer orthopädischer Akut-Kliniken, kurz ANOA. Hier werden PatientInnen mit orthopädischen Erkrankungen optimal und individuell betreut. Durch den Zusammenschluss als Arbeitsgemeinschaft konnten die Kliniken bereits eine finanzielle Verbesserung der Fallpauschalen erreichen. Übrigens kann es sein, dass sich nach gründlicher Diagnose eben doch eine Operation als die beste Behandlungsmöglichkeit herausstellt. Diese wird dann aber nicht allein nach bildgebenden Verfahren, also beispielsweise mittels CT oder MRT, sondern auch beispielsweise durch manuelle und neurologische Diagnosetechniken, wie Dr. med. Matthias Psczolla von den Loreley-Kliniken in Oberwesel in der Pressemitteilung zitiert wird.