Die Psychosomatik hat eine lange und vor allem wechselhafte Geschichte. Bereits in der Bibel ist in einigen Psalmen davon die Rede, dass der Körper durch zu viel Grübeln krank wird. Die ersten medizinischen Erkenntnisse gewann jedoch der bekannte griechische Arzt Hippokrates. Vor knapp 2.500 Jahren bemerkte er, dass sich das menschliche Herz bei großer Freude ausdehnt und bei Ärger und Sorgen zusammenzieht. Das war daher die erste nachweisbare Erkenntnis, dass sich die Gefühle auf den Körper auswirken können.
Aufgrund der Erkenntnisse von Hippokrates werden Beschwerden dieser Art auch psychosomatische Erkrankungen bezeichnet. Das griechische Wort Psyche steht für Geist und der Begriff Soma bedeutet Körper. Aus diesen beiden Wörtern zusammengesetzt entstand die medizinische Fachrichtung Psychosomatik. Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Änderungen. Manchmal wurde behauptet, dass der Körper und die Seele völlig unabhängig voneinander existieren und später wurde dann bestätigt, dass es doch eine Einheit ist.
Psychosomatik in der heutigen Zeit
Seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde die psychosomatische Medizin stärker beachtet. Aktuell beträgt die Anzahl der psychosomatischen Klinikbetten schätzungsweise zwischen 20 und 40 Prozent aller verfügbaren Klinikplätze. Das liegt daran, weil es immer mehr Erkrankungen in diesem Bereich gibt. Trotzdem ist die Grundversorgung bei Weitem noch nicht flächendeckend verfügbar. Für Patienten ist es immer eine recht aufregende Odyssee, bevor die Diagnose einer psychosomatischen Erkrankung eindeutig gestellt wird. Das liegt unter anderem daran, weil es viele unterschiedliche Symptome für eine solche Erkrankung gibt. Die meisten betroffenen Patienten leiden unter folgenden Beschwerden:
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Gelenkschmerzen
- Verdauungsstörungen
- Schlafstörungen
- Abgeschlagenheit
- Ängste
Deshalb ist es für einen Arzt nicht immer einfach, eine korrekte Diagnose zu stellen. Sucht beispielsweise ein Patient seinen Hausarzt auf, weil er Rückenschmerzen hat, überweist dieser ihn zumeist zu einem Orthopäden. Dieser führt weitere Untersuchungen durch. Findet er jedoch ebenfalls keinen Hinweis auf eine Ursache für die Beschwerden, schickt er den Patienten zum Schmerztherapeuten. Sollte dieser ebenfalls nichts finden, was die Schmerzen verursacht, kommt ein Facharzt für Psychosomatik ins Spiel.
Die psychosomatische Grundversorgung ist noch ausbaufähig
Durchschnittlich dauert es bis zu acht Jahre, bis ein Patient, der unter einer psychosomatischen Krankheit leidet, von einem Facharzt behandelt werden kann. Während dieser Zeit geht es den Patienten meistens sehr schlecht. Sie leiden unter Beschwerden, die den Alltag deutlich erschweren. Die vielen Arztbesuche bieten jedoch überhaupt keine Hilfe. Hinzu kommt noch, dass Patienten, bei denen der Arzt keine konkrete Diagnose stellen kann, von ihrem Umfeld oftmals als Simulanten bezeichnet werden. Für viele Menschen ist dies eine sehr belastende Situation. Zudem werden durch die Medikamente, die zur Behandlung der Beschwerden verabreicht werden, manchmal noch weitere körperliche Probleme ausgelöst.
Es wäre daher besser, wenn die psychosomatische Grundversorgung deutlich ausgeweitet werden könnte. Hier wird diese erklärt, damit sich jeder Interessent etwas darunter vorstellen kann.
Ärzte können in diesem Bereich eine Fortbildung machen, um ihre Patienten besser versorgen zu können. Während des gewöhnlichen Praxisbetriebs ist es dem Arzt nicht möglich, eine psychosomatische Erkrankung zu diagnostizieren. Durchschnittlich verbringt ein Patient im Sprechzimmer des Arztes nur sechs Minuten. Diese Zeit reicht bei Weitem nicht aus. Hat ein Arzt jedoch an einer Fortbildung teilgenommen, die etwa eine Woche dauert, kann er eine psychosomatische Diagnose stellen und diese mit der Krankenkasse abrechnen.
Die Diagnosen dauern meistens lange
Betroffenen Patienten fällt es in der Regel sehr schwer, über Dinge zu reden, die sie persönlich belasten. Zu den häufigsten Ursachen von psychosomatischen Erkrankungen gehören unter anderem:
- Stress in der Familie
- Überforderung am Arbeitsplatz
- Enorme Geldsorgen
- Verlustängste
Wenn es in der Familie nicht mehr richtig gut läuft oder die Anforderungen am Arbeitsplatz zu hoch sind, mag kaum jemand darüber reden. Deshalb müssen meistens sehr lange und sehr oft Gespräche geführt werden, damit der Patient dem Arzt das nötige Vertrauen entgegenbringen kann. Zudem gibt es zahlreiche Fälle, in denen die Patienten selbst gar nicht wissen, welche Ursache die Probleme ausgelöst haben. Aber auch solche Probleme findet ein versierter Arzt heraus.
Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei psychosomatischen Beschwerden
Zur Diagnose sind zumeist zahlreiche Einzelgespräche zwischen dem behandelten Arzt und dem Patienten erforderlich. Erst dann, wenn die tatsächliche Ursache für die körperlichen Probleme bekannt sind, kann mit einer Therapie begonnen werden. Wie bei den meisten anderen Krankheiten auch gibt es keine pauschalen Behandlungsmöglichkeiten. Wie eine Besserung hergestellt werden kann, wird in der Regel vom Arzt in enger Abstimmung mit dem Patienten erörtert. Manchmal ist auch eine stationäre Behandlung vorteilhaft. Während dieser Zeit kommt der Patient zur Ruhe und kann einige Dinge, die in seinem Leben nicht so gut laufen, ordnen.
Gleichzeitig erfolgt eine Behandlung der Symptome. Zudem erfährt der Patient, wie er Entspannungsübungen in seinen Alltag einbauen kann. Mitunter stehen kleine Übungen zur Verfügung, die sogar unbemerkt während der Arbeitszeit durchgeführt werden können.
Zusammenfassung
Da die Häufigkeit von psychosomatischen Erkrankungen kontinuierlich steigt, ist es dringend erforderlich, dass die psychosomatische Grundversorgung deutlich ausgebaut wird. Interessierte Ärzte können durch eine Fortbildung ein Zertifikat erlangen, das sie zur Diagnose und Behandlung von psychosomatischen Beschwerden qualifiziert.