Die Schönheitschirurgie ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Teil der Medizin. Jährlich werden weltweit mehr als zehn Millionen Schönheitsoperationen durchgeführt. Die USA und Brasilien sind zahlenmäßige Spitzenreiter, auf sie entfällt ungefähr ein Drittel aller Eingriffe. In Deutschland ist die am öftesten durchgeführte Operation die Brustvergrößerung, gefolgt von Lidstraffung und Fettabsaugung. Mit über 80 Prozent stellen Frauen die weitaus größere Zielgruppe dar, auch wenn vor allem die Lidstraffung unter Männern immer populärer wird.
Schönheitsoperationen sind eine Möglichkeit, das Äußere seinen Wünschen gemäß zu verändern oder Leidensdruck zu lindern. Doch nicht immer läuft der Eingriff wie geplant, Risiken sind nicht ausgeschlossen.
ALLGEMEINE RISIKEN
Jede Operation stellt einen Eingriff in die physiologischen Strukturen des Körpers dar. Embolien, Thrombosen, Blutergüsse, Infektionen und Entzündungen können die Folge sein. Übermäßige Narbenbildung ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sie kann auch zu einer Bewegungseinschränkung des Gewebes führen.
RISIKOFAKTOR NARKOSE
Schönheitsoperationen werden unter Anwendung verschiedener Narkosemethoden durchgeführt:
- • örtliche Betäubung: Diese kommt bei kleineren Eingriffen zum Einsatz. Der Patient ist während der Operation wach und ansprechbar, lediglich der betroffene Teil des Körpers wird durch Injektion schmerzunempfindlich gemacht. Bei Fettabsaugungen beispielsweise wird meist eine Tumeszenzanästhesie durchgeführt, wobei eine anästhesierende Lösung unter die Subkutis gespritzt wird.
- • Dämmerschlaf: Zusätzlich zur Lokalanästhesie wird der Patient in einen Halbschlaf versetzt, wodurch er teilweise ansprechbar bleibt, aber ein verändertes Zeitempfinden hat. Dadurch werden auch lange Operationen als eher kurz erlebt. Diese Methode kommt häufig bei Lidstraffungen, seltener bei Fettabsaugungen zum Einsatz.
- • Vollnarkose: Reicht eine örtliche Betäubung oder ein Dämmerschlaf nicht aus, wird durch Medikamente eine Vollnarkose herbeigeführt. Der Patient ist während der Operation nicht ansprechbar und kann sich anschließend nicht daran erinnern.Vor einer Operation sollte hinsichtlich der Narkose ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem Arzt geführt werden. Da eine örtliche Betäubung oder ein Dämmerschlaf weitaus kostengünstiger sind, werden diese oft der Vollnarkose vorgezogen, auch wenn eine solche erforderlich wäre.
Eine Anästhesie ist nicht immer frei von Nebenwirkungen. Bei lokaler Betäubung sind hier vor allem allergische Reaktionen zu nennen. Sehr selten erfolgt eine durch das Anästhetikum verursachte Gewebevergiftung, die sich in Schwindel und Krampfanfällen äußert.
Der Dämmerschlaf ist meist frei von Nebenwirkungen. Leidet der Patient unter Atembeschwerden, respiratorischer Insuffizienz, Störungen der Herz-Kreislauffunktion oder erhöhtem intrakraniellem Druck, ist diese Methode allerdings kontraindiziert.
Eine Vollnarkose ist oft unumgänglich, bringt aber deutlich mehr Risiken mit sich. Durch den Tubus kann es zu postoperativen Halsschmerzen oder Heiserkeit kommen, darüber hinaus können Zähne und Schleimhäute geschädigt werden. Funktionieren die Sphinkter des Magen-Darm-Traktes durch die Betäubung nicht adäquat, gelangen Speisereste aus dem Magen in Luftröhre und Lunge, was schlimmstenfalls eine Lungenentzündung zur Folge hat. Darüber hinaus können Störungen des Herz-Kreislauf-Systems auftreten.
BRUSTVERGRÖSSERUNG – DIE BELIEBTESTE SCHÖNHEITSOPERATION IN DEUTSCHLAND
Während dieser Operation kommt es sehr selten zu Komplikationen, da der Eingriff nur Weichgewebe und Muskulatur betrifft. Postoperativ können allerdings problematische Folgen auftreten:
• Entzündungen und Infektionen des Brustgewebes
• Wundheilungsstörungen
• Thrombose der oberflächlichen Venen
• Bildung eines Blutergusses
• Dislokation: das Verschieben oder Verrutschen der Implantate, in weiterer Folge die
• Kapselfibrose: eine Verhärtung des um die Implantate liegenden Gewebes
Hierbei handelt es sich um Komplikationen, welche kurze Zeit nach der Operation auftreten. Längerfristige Folgen können sein:
- • Reißen und Auslaufen der Implantate:
Silikonimplantate sind sehr belastbar, allerdings ist eine Beschädigung zum Beispiel bei Stichverletzungen nicht auszuschließen. Wie physiologisches Gewebe des menschlichen Körpers altern auch die Implantate. Die Forschung arbeitet an immer besseren Implantaten, welche deutlich länger halten. Bei einer Schädigung werden die Material- und Operationskosten zumeist von den Herstellerfirmen übernommen. - • Silikonkrankheit:
Bis heute ist der Zusammenhang zwischen Silikonimplantaten und verschiedenen Symptomen nicht eindeutig geklärt. Hierzu gehören Erschöpfung, Ein- und Durchschlafstörungen, Konzentrationsschwächen, Muskelkrämpfe, Gelenksbeschwerden, Hautreizungen, Atembeschwerden und Immunschwächen. Der Verdacht auf einen Zusammenhang mit Silikonimplantaten wurde dadurch bestärkt, dass die Symptome nach deren Entfernung verschwanden.Die schädliche Auswirkung des Silikons auf den Körper ist bis heute nicht eindeutig bewiesen. Moderne Implantate bestehen weiterhin aus einer Silikonhülle und einem Silikonkern, dessen Zusammensetzung seitens der Herstellerfirmen strengstens geheim gehalten wird. Eine Einhaltung der Qualitätsstandards ist unumgänglich, da eine falsche Herstellung oder minderwertige Materialien zu einem Aufreißen und Auslaufen der Implantate führen können. Dies war in den neunziger Jahren gehäuft der Fall, woraufhin die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA Implantate aus Silikon vorübergehend verbot. Erst 2008 wurden sie durch den Nachweis der medizinischen Unbedenklichkeit wieder zugelassen.
Eine Alternative stellen Kochsalzimplantate dar, bei welchen lediglich die Hülle aus Silikon besteht. Problematisch ist allerdings, dass nach und nach kleine Mengen an Kochsalz durch die Hülle in das umliegende Gewebe gelangen. Dies ist zwar gesundheitlich unbedenklich, führt aber zu einem Volumenverlust in den Implantaten. Die entwichene Menge muss in regelmäßigen Abständen operativ ersetzt werden.
Im Zuge des Silikonskandals der Neunziger verlegten sich manche Firmen auf die Produktion von Implantaten, welche mit Raps- oder Sojaöl gefüllt waren. Der große Nachteil lag im biologischen Abbau dieser Substanzen, welcher nach außen hin einen sehr unangenehmen Geruch erzeugte.
LIDPLASTIK
Diese Operation wird immer häufiger auch bei Männern durchgeführt. Das Lid wird gestrafft, die Augen wirken frischer und jünger. Die Risiken sind hierbei relativ gering, aber nicht ganz auszuschließen.
Abgesehen von allgemeinen Risiken können Schwellungen und Verfärbungen um die Augen auftreten, welche in der Regel nach mehreren Tagen abklingen. Bedingt durch die Schwellung fühlt sich das Auge oft trocken und schmerzhaft an. Des Weiteren kann es zu Asymmetrien oder Fehlstellungen kommen, was eine nachträgliche Korrektur nötig macht.
FETTABSAUGUNG
Neben ästhetischen Komplikationen wie Asymmetrien oder Dellenbildung können chirurgische Probleme auftreten. Dazu gehören Hämatome, Infektionen oder das Absterben der betroffenen Hautareale. In Extremfällen kann ein großes Absaugvolumen sogar zum Tod führen, wenn ein Risikopatient im Vorfeld nicht erkannt wird.
Eine Fettabsaugung ohne gleichzeitige Ernährungsumstellung oder vermehrte sportliche Betätigung ist nicht von Dauer. Der Körper füllt die verlorengegangenen Fettdepots in Kürze wieder auf, und es entstehen andernorts Problemzonen. Hierbei sind vorrangig die Arme, der Rücken oder der Nacken betroffen, was häufig ein noch größeres ästhetisches Problem für die Betroffenen darstellt.
HALS-,STIRN-UND FACELIFT
Das Lifting wird an jenem Bereich des Körpers durchgeführt, der für die Außenwelt am präsentesten ist. Bei schlechter Wundheilung und ungewollter Narbenbildung wird das Erscheinungsbild des Betroffenen stark in Mitleidenschaft gezogen. Bei einer Verletzung des Nervus facialis im Zuge der Operation ist die Funktion der Gesichtsmuskulatur bis zur Bewegungsunfähigkeit eingeschränkt. Die Mimik wirkt dadurch flach und ausdruckslos. Neben der Beweglichkeit kann auch die Sensibilität betroffen sein. Die Folge ist ein Taubheitsgefühl im jeweiligen Gesichts- oder Kopfbereich.
Diese Symptome können je nach Schwergrad der Nervenverletzung Wochen bis Monate andauern oder sogar irreversibel sein.
HAFTUNG BEI KUNSTFEHLERN
Auch Ärzten unterlaufen immer wieder Fehler, welche sich mitunter negativ auf die Gesundheit oder das Wohlbefinden des Patienten auswirken. Der Arzt kann bei einem Nachweis von eindeutigem Fehlverhalten haftbar gemacht werden. Um die Kosten für Verdienstausfall oder weiterführende medizinische Versorgung ersetzt zu bekommen, muss der Patient beweisen, dass die Schäden ohne eine Pflichtverletzung des Arztes nicht eingetreten wären.
Links:
Weitere Informationen zu den einzelnen Eingriffen und Operationstechniken finden Sie unter plamedo.com
Finden Sie Ihren Arzt in der Ärztedatenbank der VDÄPC
dgpraec.de – Deutsche Gesellschaft der plastischen und rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgen