Der Bus in der Ferne verschwimmt, Straßenschilder sind kaum noch zu entziffern. Beim Lesen scheinen Buchstaben zu tanzen. Wer solche Veränderungen bemerkt, denkt oft an eine neue Brille – oder an eine bevorstehende Operation. Doch nicht jedes Sicht-Problem ist ein medizinischer Notfall. Augenerkrankungen entwickeln sich oft schleichend, schränken Betroffene aber massiv ein. Laut der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft leiden rund 50 Prozent der über 60-Jährigen an behandlungsbedürftigen Seheinschränkungen. Doch wann ist eine Operation unausweichlich? Und wann genügt eine neue Sehhilfe? In diesem Artikel gibt es Klarheit.

Sehprobleme frühzeitig abklären

Unscharfes Sehen kann viele Ursachen haben. Manche sind harmlos, andere erfordern schnelles Handeln. Während eine vorübergehende Trockenheit der Augen mit einfachen Mitteln behandelt werden kann, deuten anhaltende Sehstörungen oft auf eine ernsthafte Veränderung hin. Altersweitsichtigkeit beginnt schleichend. Betroffene merken, dass sie Kleingedrucktes nur noch mit ausgestrecktem Arm lesen können. Das liegt daran, dass die Augenlinse an Elastizität verliert und sich nicht mehr schnell genug auf unterschiedliche Entfernungen einstellen kann.

Eine Hornhautverkrümmung verursacht dagegen eine Verzerrung des Sichtfelds. Gerade Linien erscheinen gebogen oder verschwommen. Diese Veränderung kann angeboren sein oder sich im Laufe der Jahre verstärken. Noch tückischer ist der Graue Star, eine Augenerkrankung, die meist Menschen ab 60 betrifft. Betroffene nehmen ihre Umgebung zunehmend wie durch einen Schleier wahr. Die Ursache ist eine fortschreitende Eintrübung der Augenlinse. Anders als Fehlsichtigkeiten, die mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden können, hilft hier nur ein operativer Eingriff.

Sehtest bringt Klarheit

Frühzeitige Untersuchungen helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Ein Sehtest in Aalen bzw. der nächstgelegenen Stadt gibt erste Hinweise, ob eine einfache Fehlsichtigkeit vorliegt oder eine ernsthafte Augenerkrankung die Ursache ist. Besonders heimtückisch sind Erkrankungen der Netzhaut, wie die altersbedingte Makuladegeneration. Zu Beginn kaum spürbar, verschlechtert sich das zentrale Sehvermögen oft schleichend. Betroffene bemerken möglicherweise erst dann Veränderungen, wenn bereits ein Teil der Netzhaut geschädigt ist. Auch diabetische Netzhauterkrankungen können zu schwerwiegenden Sehverlusten führen, wenn sie nicht früh erkannt und behandelt werden.

Makuladegeneration: Die stille Gefahr für die Netzhaut

Während der Graue Star gut behandelbar ist, stellt die Makuladegeneration eine weitaus größere Herausforderung dar. Diese Erkrankung betrifft die Netzhaut, genauer gesagt die Makula, die für das scharfe Sehen in der Mitte des Blickfeldes verantwortlich ist. Sie schreitet oft schleichend voran, bleibt anfangs unbemerkt und führt unbehandelt zu einer erheblichen Einschränkung der Sehfähigkeit. Besonders ältere Menschen sind betroffen. Ab dem 60. Lebensjahr steigt das Risiko signifikant an.

Betroffene bemerken zunächst leichte Sehprobleme beim Lesen oder bei Tätigkeiten, die präzise visuelle Wahrnehmung erfordern. Gesichter erscheinen unscharf, Buchstaben verschwimmen, und gerade Linien wirken plötzlich wellenförmig oder verzogen. Später treten dunkle Flecken in der Mitte des Sichtfelds auf. Dieser Prozess kann sich über Jahre hinziehen, kann aber auch – insbesondere bei der feuchten Form der Makuladegeneration – innerhalb weniger Monate dramatisch voranschreiten.

Spritzen statt Skalpell

Eine Operation ist nicht immer die beste Lösung. Während sich der Graue Star chirurgisch beheben lässt, gibt es für die Makuladegeneration bislang keine operative Heilungsmöglichkeit. Dennoch bedeutet eine Diagnose nicht zwangsläufig den Verlust der Sehkraft. Moderne Therapien setzen auf Medikamente, die direkt ins Auge injiziert werden. Diese sogenannten VEGF-Hemmer (Vascular Endothelial Growth Factor) blockieren die Bildung krankhafter Blutgefäße unter der Netzhaut, die das Fortschreiten der Erkrankung verursachen.

Diese Injektionen müssen in regelmäßigen Abständen wiederholt werden, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder zu stabilisieren. Frühzeitige Behandlung ist dabei entscheidend: Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Wer also verzerrte Linien oder dunkle Flecken bemerkt, sollte umgehend einen Augenarzt aufsuchen.