Nierentumor – Alternativen und Heilungschancen
Grund und Ziel der Operation: Das Nierenzellkarzinom ist eine Erkrankung, die sich insbesondere chirurgisch heilen lässt. Medikamentöse Therapien, Chemotherapie und Strahlentherapie stellen keine Therapiealternativen dar. Ziel der Operation ist es, neben der kompletten Entfernung der Tumorerkrankung, möglichst viel Nierengewebe zu erhalten.
Heilungschancen: In lokalisierten Tumorstadien (kleiner T3), d. h. auf die Niere beschränkte Nierenzellkarzinome, ist der Betroffene nach der Operation mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 98% geheilt. Selbst in Tumorstadien, die bereits Metastasen gebildet haben, lässt sich, wenn diese ebenfalls komplett chirurgisch entfernbar sind, noch eine Heilung erzielen.
Bei weiter fortgeschrittenen Tumorstadien, die sich mit chirurgischen Maßnahmen alleine nicht weiter beherrschen lassen, ist durchaus durch die Operation ein Überlebensvorteil zu erzielen. Dies konnte in mehreren Studien und Prognosemodellen bewiesen werden. Somit sollten therapeutische Konzepte bezüglich Nierentumoren immer die chirurgische Entfernung des Primärtumors (Nierentumor) beinhalten.
Alternativen zu dieser Operation: Bei kleinen Tumoren und Patienten, die älter als 75 Jahre sind, wird eine abwartende Haltung im Sinne einer Active-Surveillance-Strategie (enge Überwachung mit Bildgebung alle drei Monate) diskutiert. Ist die allgemeine Lebenserwartung durch andere schwere Erkrankungen oder hohes Alter deutlich geringer als fünf Jahre, so kann diese Überwachung des Patienten in Frage kommen. Allerdings ist hierbei strikt darauf zu achten, dass die Bildgebungstermine auch tatsächlich eingehalten werden, da ansonsten die Gefahr besteht, dass der Tumor bei massivem Wachstum unter Umständen in eine Notfallsituation führen kann.
In einigen speziellen Fällen kann eine sogenannte Kryotherapie, d. h. die Vereisung des Tumors erwogen werden. Oftmals ist diese jedoch auch durch eine Operation mit Vollnarkose durchzuführen, so dass hier alternativ dann auch gleich die komplette Tumorentfernung erfolgen könnte. Weitere Verfahren wie etwa die Hochfrequenzablation mit Ultraschall der Tumore haben bis dato keine verwertbaren Ergebnisse geliefert, so dass sie nicht empfohlen werden können.
Die konventionelle Bestrahlungstherapie ist ebenfalls als ineffektiv einzuschätzen. In vereinzelten Ausnahmefällen kann an spezialisierten Zentren eine Therapie mit dem Cyberknife (radiochirurgische Entfernung) erwogen werden. Dies hat jedoch experimentellen Charakter.
Ebenso ist die Radiofrequenzablation ein Verfahren zur thermischen Zerstörung der Tumoren durch Hitzeeinwirkung, die über eine durch die Haut implantierte Nadel in den Tumor erzeugt wird. In etwa 80% der Fälle lässt sich hierbei der Tumor kontrollieren, wobei nicht sichergestellt ist, dass alle Zellen komplett abgetötet werden können. Somit bleibt auch dieses Verfahren hochausgewählten Fällen vorbehalten.
Entscheidung für die Radikale bzw. Partielle Nephrektomie / Operation beim Nierentumor: Die Operation von Nierentumoren ist immer dann anzuraten, wenn diese technisch machbar erscheint, die Lebenserwartung des Patienten durch den Tumor beeinträchtigt erscheint und von einer verbliebenen Überlebenszeit von mehr als 2 Jahren auszugehen ist. In Einzelfällen kann von dieser generellen Empfehlung abgewichen werden. Selbst in metastasierten Tumorstadien ist belegt, dass die Operation auch dann einen Überlebensvorteil bringt, wenn nicht auch die Metastasen entfernt werden können.
Risiken bei der Operation Radikale bzw. Partielle Nephrektomie
Risiken der Operation erklären sich durch die Lage im hinteren Bauchraum mit Anschluss an die Hauptgefäße des Körpers (Aorta, große Hohlvene). Während der Operation ist das Risiko eines größeren Blutverlustes gegeben, der eine Transfusion (Übertragung von Fremdblut) notwendig macht. Dieses Risiko sollte sich in den unteren einstelligen Prozentzahlen belaufen. Das Risiko der Verletzung umliegender Organe (Leber, Gallenblase, Milz, Pankreas, Darm, Duodenum, Kolon) ist sehr gering (deutlich unter 1%) einzustufen.
Durch die Entfernung einer Niere kann die Gesamtnierenfunktion beeinträchtigt werden, so dass es zu einer zeitweisen oder endgültigen Dialysepflichtigkeit (Blutwäsche) kommen kann. Insbesondere bei der kompletten Entfernung der Niere ist dies zu befürchten. Zudem können sich sekundär der Verlust von Eiweiß über den Urin, sowie ein Bluthochdruck entwickeln. Weitere Risiken durch die Operationstechnik, insbesondere der nierenerhaltenden Operationen sind die Ausbildung von Urinfisteln, die dann drainiert werden müssen. Zudem besteht das Risiko eines Rezidivs in der verbleibenden Niere oder der kontralateralen Niere von 4-10%.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt und das individuelle Aufklärungsgespräch kann hierdurch nicht ersetzt werden.