Angiom (AV) bzw. Arteriovenöses (AV) Angiom im Gehirn – Einleitung

Bei einem AV-Angiom im Gehirn handelt es sich um eine Gefäßmissbildung mit einer oder mehreren zuführenden Arterien, einer oder mehreren drainierenden Venen und dem sogenannten Nidus (Gefäßknäuel), der das eigentliche AV-Angiom darstellt. Hier finden sich Kurzschlüsse zwischen dem arteriellen und venösen Schenkel des Blutkreislaufs. Die Gefäßschlingen sind minderwertig von Seiten des Wandaufbaus und der Wandstärke und können somit leicht einreißen und zu Blutungen führen. Diese Gefäßmissbildungen können an jeder Stelle des Gehirns, aber auch des Rückenmarks auftreten. Symptomatisch werden sie entweder durch Anfälle oder im Rahmen einer Blutung.

Das Blutungsrisiko ist im Vergleich zu einer anderen Gefäßmissbildung, dem sogenannten Aneurysma, geringer, aber dennoch so hoch, dass auch im Falle eines Zufallsbefundes eine operative Ausschaltung des Angioms diskutiert werden muss, sicherlich unter Berücksichtigung der Lokalisation und der Größe der Missbildung.

 

Für die Ausschaltung des AV-Angioms stehen im Prinzip drei Techniken zur Verfügung:

  • Mikrochirurgische Exstirpation durch den Neurochirurgen
  • Endovaskuläre Ausschaltung durch den Neuroradiologen
  • Stereotaktische Bestrahlung durch den Strahlentherapeuten

Während noch vor zwanzig Jahren die einzige Therapiemöglichkeit in der mikrochirurgischen Entfernung des AV-Angioms lag, gewinnt die endovaskuläre Ausschaltung immer mehr an Bedeutung. Hier ist anzumerken, dass bereits seit Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen Neurochirurgen und Neuroradiologen besteht, sodass zunehmend allen mikrochirurgischen Entfernungen eines Angioms eine endovaskuläre Teilembolisation vorausgeht. Inzwischen werden auch zunehmend Angiome endovaskulär komplett verschlossen. Dies erfolgt nicht selten über einen langen Zeitraum mit mehreren Teilembolisationen. Hier ist allerdings kritisch anzumerken, dass bis zum kompletten Verschluss des gesamten AV-Angioms auch nach Teilembolisation eine unvermindert hohe Blutungsneigung wie zu Beginn der Behandlung besteht. Daher hat sich an großen neurovaskulären Zentren ein Behandlungskonzept durchgesetzt, das in jedem Fall eine endovaskuläre Teilembolisation mit Verschluss der großen zuführenden Gefäße beinhaltet. Anschließend wird das AV-Angiom in einer Sitzung komplett mikrochirurgisch entfernt. Bezüglich der Bestrahlung gilt letztendlich die gleiche Aussage wie für die endovaskulären Teilembolisationen. Erst mit komplettem Verschluss des Angioms muss mit keiner Blutung mehr gerechnet werden. Da bis zum Einsetzen der Strahlenwirkung mitunter bis zu zwei Jahre vergehen, wird diese Technik primär nur bei absolut inoperablen und endovaskulär nicht anzugehenden Angiomen eingesetzt.

Angiom (AV) im Gehirn – Definition und Fakten

AV-Angiome im Gehirn sind letztendlich Kurzschlüsse zwischen Arterien und Venen mit einem sogenannten Nidus, der aus sehr dünnen Gefäßschlingen besteht, die leicht einreißen können. Es kann zu einer Blutung in das Hirngewebe kommen – mit daraus resultierenden Ausfällen wie z. B. Lähmungen. Nicht selten wird das Angiom als Zufallsbefund oder bei der Abklärung eines zerebralen Krampfanfalls im Rahmen einer Kernspintomographie entdeckt. Auch ohne abgelaufene Blutung sollte in Abhängigkeit von der Lokalisation und der Größe eine operative Ausschaltung erfolgen, die sich in der Regel aus einer endovaskulären Embolisation und nachfolgender mikrochirurgischer Exstirpation zusammensetzt.

Facharzt dieser Operation: AV-Angiome sollten vorzugsweise in sogenannten Neurovaskulären Zentren behandelt werden. Hier besteht eine langjährige Zusammenarbeit zwischen mikrochirurgisch tätigen Neurochirurgen und endovaskulär arbeitenden Neuroradiologen. In gemeinsamen Besprechungen werden diese Fälle diskutiert und das optimale Vorgehen festgelegt. Dies setzt sich in der Regel aus einer Teilembolisation und anschließender chirurgischer Entfernung des AV-Angioms über eine Schädeleröffnung zusammen. Sollte das AV-Angiom bereits durch mehrere Teilembolisationen komplett auszuschalten sein, entfällt natürlich die anschließende offene Operation. Die mikrochirurgische Technik der Entfernung eines AV-Angioms im Gehirn geht auf Pioniere wie Professor Yasargil und Professor Samii zurück, die schon Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger über sehr gute Ergebnisse nach Totalentfernung von AV-Angiomen im Gehirn berichteten. Mit zunehmender Erfahrung der endovaskulär tätigen Neuroradiologen hat sich inzwischen eine Gemeinschaftsarbeit zwischen Neurochirurgen und Neuroradiologen etabliert.

Stationär / Ambulant: Die Operation wird ausschließlich stationär durchgeführt. Bei asymptomatischen Angiomen mit komplikationslosem operativen und postoperativen Verlauf ist mit einem stationären Aufenthalt von sieben bis 10 Tagen zu rechnen.

Kosten der Operation: Sowohl mikrochirurgisch operativ als auch endovaskulär durchgeführte Operationen werden von privaten und gesetzlichen Krankenkassen komplett übernommen. Für Selbstzahler ist mit mindestens 20.000 Euro zu rechnen.

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