Bypass Operation – Alternativen, Heilungschancen und OP-Entscheidung
Grund und Ziel der Operation: Mit der koronaren Bypass Operation soll die regionale Durchblutung im abhängigen Koronargebiet, aber auch die Durchblutung des Herzmuskels insgesamt, gebessert und gesichert werden. Komplikationen, wie erwähnt, sollen vermieden werden.
Alternativen zu dieser Operation: Bei der stabilen koronaren Herzerkrankung ohne kritischen Stenosen an den Koronararterien oder in nicht mehr invasiv behandelbaren Fällen ist die alleinige medikamentöse Therapie eine Option. Als Konkurrenz zur koronaren Herzerkrankung mit kritischen Stenosen ist die perkutane Koronarintervention mit Dilatation und Stentimplantation zu sehen. Diese Methode ist die bevorzugte Therapie bei der koronaren 1-Gefäßerkrankung. Sie ist gleichwertig bei der koronaren 2-Gefäßerkrankung mit leichter Morphologie. Sie ist unterlegen in der koronaren 3-Gefäßerkrankung.
Entscheidung für die Operation: Die koronare Bypass Operation erfolgt bei einer koronaren Herzerkrankung mit kritischen Stenosen des Hauptstammes, einer koronaren 3-Gefäßerkrankung, einer koronaren 2-Gefäßerkrankung mit ungünstiger Koronarmorphologie oder bei einer koronaren 1-Gefäßerkrankung wo eine perkutane Intervention als nicht vorteilhaft angesehen wird. Die Operation ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine wird für Patienten mit höherem Risikoprofil empfohlen. Hierzu ist allgemein zu nennen: Alter über 75 Jahre, neurologische Erkrankungen, Vorerkrankungen, allgemeine Gefäßerkrankungen, insbesondere an der Hauptschlagader sowie Patienten mit Lungen- und Nierenerkrankungen.
Optimaler Zeitpunkt für die Operation: Für Patienten mit einer symptomatischen koronaren Herzerkrankung mit kritischen Stenosen an den Koronararterien und der Möglichkeit zu einer Intervention gilt grundsätzlich die Empfehlung zu einer perkutanen Koronarintervention oder zu einer koronaren Bypass-Operation. Bei der stabilen koronaren Herzerkrankung ist eine Abwägung bei alten und hinfälligen Patienten geboten, bei jungen Patienten steht die Revaskularisation der Koronararterien im Vordergrund.
Bei der instabilen koronaren Herzerkrankung sollte eine Operation vor einer akuten Koronarinsuffizienz eines Myokardinfarktes durchgeführt werden. Im beginnenden Myokardinfarkt ist einer PCI der Vorzug zu geben, da eine rechtzeitige Wiedereröffnung des akut verschlossenen Koronargefäßes (innerhalb von 120 Minuten) mit der PCI möglich ist, mit der Operation meistens nicht.
Heilungschancen: Die koronare Bypass Operation stellt die Versorgung des Herzmuskels mit ausreichend Blut her. Dies ist abhängig von dem Erkrankungsstand der Herzkranzgefäße insgesamt, insbesondere der kleinen Endgefäße, die selbst nicht mit einem Bypass versorgt werden können. Unter günstigen Bedingungen kann eine Progression der koronaren Herzerkrankung gestoppt werden, so dass der Patient eine normale Lebenserwartung hat.
Bypass Operation – Risiken der Operation
Risiken der Bypass – Operation: Für die koronare Bypassoperation ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine (OPCAB) gelten die gleichen Indikationen und Ausschlusskriterien wie für eine koronare Bypass Operation mit Herz-Lungen-Maschine. Die Operation ohne Herz-Lungen-Maschine ist technisch anspruchsvoller, so dass der Operateur anhand der Anatomie der Koronararterie, deren Erkrankungsmorphologie und anderer kardialer Parameter wie Herzleistung, Herzgröße und Herzmuskeldicke entscheidet, ob er unter Berücksichtigung seiner Expertise die koronaren Bypässe ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine anlegt. Neben der Sicherstellung der Operationsindikation ist das Abschätzen des Risiko- und Nutzenverhältnisses Grundlage jeder Operationsentscheidung. Hier spielen Alter, allgemeiner Gesundheitszustand und Lebenserwartung eine entscheidende Rolle. Die Auflistung von Nebenerkrankungen und Risikofaktoren zum Risiko-Score geben eine Risikowahrscheinlichkeit bezogen auf das Sterblichkeitsrisiko. Andere Faktoren wie die postoperative Rekonvaleszenz und Wiedererlangung einer zu erwartenden Lebensqualität sind bei der Entscheidung mit einzubeziehen.
Bei einer Herzoperation kommt es zu einer Interaktion zwischen Narkose-Analgesie und Herzkreislaufparametern, die voneinander schwer zu trennen sind. Neben den üblichen Risiken einer allgemeinen Narkose mit Sedierung, Analgesie und Relaxation und der kontrollierten künstlichen Beatmung muss bei allen Herzoperationen die Narkose als Teil des Gesamteingriffes verstanden werden.
Die Risiken einer Herzoperation, im Speziellen an den Koronararterien mit oder ohne Herz-Lungen-Maschine, beinhalten ein sehr komplexes Risikospektrum. Als wesentliche operationsbezogene Komplikationen gelten akut entstehende Herzinfarkte (ca. 1 %). Hieraus können auch maligne Herzrhythmusstörungen entstehen. Die Ausbildung eines cerebralen Insultes liegt bei ca. 2 %. Lebensgefährliche Blutungen, die Verletzung von wichtigen Gefäßen und Nerven, bis hin zum Ausfall sensorischer oder motorischer Funktionen und Komplikationen im Wundbereich mit Weichteil- und Knochenentzündungen müssen hier ebenfalls genannt werden (1 bis 2 %). Hier unterscheidet sich die Operation in Off-Pump Technik nicht von der Operation mit der Herz-Lungen-Maschine. Die Reduktion dieser schwerwiegenden Komplikationen durch Verzicht auf die Herz-Lungen-Maschine ist eines der Ziele der Operationstechnik.
Folgeeingriffe nach einer jeden Herzoperation sind bei einer Komplikation nicht auszuschließen. Hierauf bezogen ergibt sich ein jeweils neues Risikoprofil.