Freie Lappenplastik – Einleitung
Einleitung: Eine freie Lappenplastik ist ein operatives Verfahren, bei dem Gewebe von einer Körperstelle (Spenderregion) entnommen und zu einer anderen Körperstelle (Empfängerregion) übertragen wird. Bei dieser Verlagerung bzw. diesem Gewebetransfer wird das Gewebe vollständig vom Körper gelöst, um anschließend unter einem Mikroskop wieder an den Blutkreislauf angeschlossen zu werden (Mikrochirurgie). Anwendung findet die freie Lappenplastik bspw. bei der Krebschirurgie oder nach Unfällen zur Defektdeckung.
Die freie Lappenplastik existiert bereits seit den siebziger und achtziger Jahren. Die Pioniere der Mikrochirurgie waren aus Amerika und China. Fachärzte dieser Operation sind Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit entsprechender Erfahrung im Bereich Mikrochirurgie (Chirurgie in Verbindung mit einem Mikroskop).
Gründe für die Durchführung der freien Lappenplastik sind bspw. offene Wunden nach Unfällen oder größere Wunden nach Krebsoperationen. Durch die freien Lappenplastiken können solche Wunden gedeckt werden. Die Operation dauert ca. 4 Stunden, abhängig von der Erfahrung des operierenden Facharztes und der Art des Lappens.
Auf den folgenden Seiten wird die freie Lappenplastik ausführlich beschrieben und erläutert.
Freie Lappenplastik – Definition und Fakten
Operationsname, Definition: Freie Lappenplastik / Die freie Lappenplastik bedeutet die komplette Entnahme vom Gewebe aus einer Körperstelle und die Übertragung mit Verknüpfung der Gefäße in eine andere erkrankte Stelle.
Freie Lappenplastiken werden heutzutage sehr häufig bei der Krebschirurgie, zur Defektdeckung nach Unfällen, bei Nervenfunktionsstörungen oder bei kongenitalen Anomalien angewandt. Als Beispiel kann man die Brustrekonstruktion mittels Haut-und Fettgewebe vom Bauchbereich nach Mastektomie bei Brustkrebs erwähnen.
Es gibt eine Vielfalt von freien Lappenplastiken, die durchgeführt werden können. Als Beispiele können der DIEP (= Deep Inferior Epigastric Perforator) Lappen, der ALT (=Anterior Lateral Thigh) Lappen und der freie Latissimus dorsi Lappen genannt werden. Der DIEP Lappen ist ein Haut- und Fettlappen aus der Bauchregion, der zur Brustrekonstruktion genutzt wird. Dadurch, dass es ein reiner Haut- und Fettlappen ist, wird da kein Muskel geopfert. Gleichzeitig hat die Patientin nach der freien DIEP Operation eine Bauchstraffung, also eine Abdominoplastik.
Der ALT Lappen ist ebenfalls ein freier Haut- und Fettlappen aus dem Oberschenkel, der hervorragend zur Defektdeckung an der gesamten Körperoberfläche geeignet ist. Da wird ebenfalls kein Muskel geopfert, und dadurch hat der Patient nach der Entnahme des Lappens und der Naht der Entnahmestelle keine Funktionsbeeinträchtigung am Oberschenkel.
Der freie Latissimus dorsi Lappen ist ein Muskellappen, der zur Deckung von großen und flächenhaften Defekten genutzt werden kann. Der ist ein sehr sicherer Lappen, der als Grundlappen in den ersten Jahren der Mikrochirurgie galt.
Hintergrundinformationen: Die feinen Gefäße des übertragenen Gewebes, die dessen Ernährung dienen, werden mit sehr dünnen Fäden unter dem Mikroskop mit den Gefäßen der Empfängerstelle verknüpft. Während dieser Übertragung, die im fachlichen Jargon Transfer heißt, ist das Gewebestück komplett von seiner Blutversorgung abgetrennt. Das Gewebe, was transferiert wird, kann Haut-, Muskel-, Faszien-, Fett- oder Knochengewebe sein. Das entscheidet der Operateur individuell und die Entscheidung hängt davon ab, was die erkrankte Stelle oder die Wunde für Gewebe zur Deckung braucht.
Herkunft und Entwicklung: Die freie Lappenplastiken gibt es seit den 70er und 80er Jahren. Teams aus China und Amerika waren die Pioniere der Mikrochirurgie. Die freien Perforator Lappen, die zuerst Ende der 80er Jahre durchgeführt wurden, waren eine enorme Entwicklung bei den freien Lappenplastiken und haben die Möglichkeiten der Mikrochirurgie sehr stark erweitert.
Facharzt dieser Operation: Ein Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit ausreichender Erfahrung in der Mikrochirurgie, d.h. in der Chirurgie unter Einbezug des Mikroskops, führt diese Art von Operation durch.
Häufigkeit pro Jahr: In einer gut laufenden Klinik werden ca. 100 freie Lappenplastiken im Jahr durchgeführt.
Stationär / Ambulant: Die Operation findet immer stationär statt.
Kosten der Operation und Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Operation, die ca. 15.000 € betragen.