Harnblasenkarzinom – Alternativen und Heilungschancen
Grund bzw. Ziel der Operation und Alternativen zur Operation: Ziel
einer radikalen Zystektomie stellt die komplette Entfernung des tumortragenden
Organs dar, um eine Progression (Fortschreiten) der Erkrankung bzw. eine
Metastasierung (Bildung von Tochtergeschwülsten) zu verhindern. Wichtig ist es,
hierbei den richtigen Zeitpunkt für die Entfernung der Harnblase zu definieren,
da unglücklicherweise bereits bis zu 20-25% der zystektomierten Patienten,
trotz negativer Bildgebung (CT / MRT), tumorbefallene Lymphknoten aufweisen
können.
Überlicherweise wird die radikale Zystektomie bei
Patienten mit muskelinvasivem Tumorwachstum (T2-T4a, N0-Nx, M0) empfohlen. (TNM
Tumorstadien – siehe bitte Beitrag zur TUR-B). Weitere Indikationen zur
Zystektomie stellen wiederkehrende hoch aggressive Tumoren (BCG refraktäre, Ta
high grade, T1 high grade und CIS) dar. Zudem kann bei einem ausgeprägten
Befall der Harnblase mit einem zwar oberflächlichen Tumor, aber mit einer TUR-B
nicht kontrollierbaren Tumor, eine Zystektomie notwendig werden. Auch kann bei Tumoren, die nicht primär der
Blasenschleimhaut zugeordnet sind (Adenokarzinome, Plattenepithelkarzinome
etc.), eine Entfernung der Blase notwendig werden. Auch wird in manchen Fällen
eine palliative Zystektomie durchgeführt, wenn beispielsweise ein Blutverlust
durch den Tumor in der Blase über längere Zeit nicht konservativ zu behandeln
ist.
Die radikale Zystektomie stellt die Standardtherapie
für den lokalisierten muskelinvasiven Tumor der Harnblase dar. Alternativen zur radikalen Zystektomie stellen die
Strahlentherapie und/oder Chemotherapie dar. Die definitive Entscheidung über
das gewählte Verfahren hängt jedoch von vielen Faktoren, wie dem
Allgemeinzustand des Patienten, dessen Alter, dem Ausmaß der Tumorerkrankung,
dem Wunsch des Patienten etc. ab und muss individuell getroffen werden.
Auch die Form der Harnableitung ist von mehreren
Faktoren abhängig.
Die Wertigkeit einer genauen Abklärung des allgemeinen
Gesundheitszustandes, vor möglicher Therapieempfehlung, ist daher von
besonderer Bedeutung.
Heilungschancen: Die Überlebensraten unterscheiden sich hinsichtlich
des vorliegenden Tumorstadiums. Eine Langzeitstudie an 1054 Patienten konnte eine
perioperative Mortalität (Versterben während einer Operation) von 3%
darstellen. Die Rate der Frühkomplikationen lag bei dieser Studie, definiert
als Komplikationen während der ersten 3 Monate nach der Operation, bei 28%. Die
Spätmorbidität hängt in der Regel von der gewählten Harnableitung ab. Im
Allgemeinen muss allerdings erwähnt werden, dass die tatsächliche Morbidität
und Mortalität bei Chirurgen und Krankenhäusern mit einer hohen Fallzahl dieser
Operationen durch die entsprechende Erfahrung deutlich niedriger liegt.
Untersuchungen konnten eine
gute Prognose hinsichtlich des allgemeinen Überlebens zystektomierter Patienten
darstellen:
- Nach einer
mulitzentrischen Studie mit Einschluss von 888 Patienten, die einer Zystektomie
mit Lymphadenektomie zugeführt wurden, lag die 5-Jahres rezidivfreie, krebsspezifische
Überlebenszeit bei 58% und bei 66%. - Das
Rezidivfreie- und Gesamtüberleben lag bei einer anderen Monozenter-Studie von 1054 Patienten bei 68% und 66% für 5
Jahre und bei 60% und 43% für 10 Jahre. - Bei Nachweis von Tumorzellen in Lymphknoten liegt
die 10 Jahresüberlebensrate bei einer anderen Studie für das krebsspezifische
Überleben bei 27,7% und für das Gesamtüberleben bei 20,9%.
In dieser Studie lag das 10 Jahres krebsspezifische
Überleben bei 72.9% für einen organbegrenzten Tumor bzw. bei 33,3% für einen
organüberschreitenden Tumor.
In einer weiteren Studie lag das 5 Jahres
rezidivfreie Überleben bei 76% für T1 Tumore, bei 74% für T2 Tumore, bei 52%
für T3 Tumore und bei 36% für T4 Tumore.
Entscheidung und Zeitpunkt für die
Radikale Zystektomie: In einer retrospektiven Studie an 153 Patienten
mit einer klaren Indikation zur Zystektomie konnte gezeigt werden, dass eine
Verzögerung der Therapie über eine Zeit von 90 Tage nach Erstdiagnose eine
deutliche Zunahme der Patienten mit einem die Harnblase überschreitenden
Tumorwachstum erkennen ließ. (81 gegenüber 52%).
Die Verzögerung einer Zystektomie kann nicht nur das
Outcome beeinflussen, sondern scheint auch eine Auswirkung auf die Form der
gewählten Harnableitung zu haben. So liegt in retrospektiven Studien bei
Patienten mit organbegrenztem Tumorwachstum die durchschnittliche Zeit bis zur
Anlage einer Neoblase bei 3,1 Monaten und bei Patienten mit Ileumconduit bei
15,1 Monaten.
Die 5-Jahresüberlebensrate bei muskelinvasivem
nichtorganüberschreitdendem Harnblasenkarzinom liegt bei ca. 75%. Aufgrund der
Weiterentwicklung operativer Techniken und anästhesiologischer Möglichkeiten
liegt die perioperative Sterblichkeit (Mortalität) bei 1-3%.
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