Freie Lappenplastik – Alternativen, Heilungschancen und Risiken
Grund und Ziel der
Operation: Mit freien
Lappenplastiken können große offene Wunden, die nach Krebs-Operationen oder
nach Unfällen entstehen, gedeckt werden. Auch chronische Wunden, die über
längere Zeiträume nicht heilen, können mit einem freien Lappen erfolgreich
behandelt und endgültig gedeckt werden. Bei
Nerven- und Muskelfunktionsstörungen können freie Muskellappen die gestörte
Funktion eines Muskels wiederherstellen. Dabei wird der gesunde Nerv mit
entnommen und unter dem Mikroskop an den verletzten Nerven genäht.
Heilungschancen:
Die Heilungschancen liegen bei guter
Durchblutung des Lappens sehr hoch.
Alternativen zu
dieser Operation: Alternativen zu freien Lappenplastiken sind die
gestielten und lokalen Lappenplastiken. Dabei wird Gewebe aus der Umgebung
verschoben oder gedreht, um ein Defekt zu decken. Die gestielten
Lappenplastiken sind hinsichtlich ihrer Durchblutung limitiert. Das heißt, dass
man einen gestielten oder lokalen Lappen nicht uneingeschränkt drehen oder
verschieben kann, ohne die Lappendurchblutung zu gefährden. Durch die Dreh- und
Verschiebebewegungen kann es zur Spannung an den Gefäßen des Lappens kommen,
was eine schlechtere Durchblutung und konsekutiv schlechte Heilung als Folge
hat. Mit den freien Lappen hat man mehr Freiraum und mehr Möglichkeiten, ein
Defekt optimal zu verschließen.
Wenn die Wunde in einem entzündlichen oder vorgeschädigten
(z.B. vorbestrahlten) Gebiet ist, ist das Gewebe aus der näheren Umgebung und
dessen Gefäße – was man bei einer lokalen oder gestielten Lappenplastik
verschieben oder drehen würde – ebenfalls vorgeschädigt. Demzufolge ist eine
gestielte Lappenplastik qualitativ von geminderter Qualität im Vergleich zu
einer freien Lappenplastik.
Entscheidung für die
Operation: Die Vorteile der freien
Lappenplastik liegen in dem Transfer von gesundem, intaktem Gewebe aus einer
Körperstelle in eine verletze und oft entzündete Stelle. Während nach Unfällen
oft eine zeitnahe Deckung der großen Wundflächen erforderlich ist, kann die
Brust- oder Nerven- und Muskelrekonstruktion elektiv geplant und ohne Zeitdruck
durchgeführt werden.
Risiken der Operation: Die Risiken bei den freien
Lappenplastiken unterscheiden sich im Allgemeinen nicht wesentlich von den
Risiken und Komplikationen anderer Operationen. Eine spezielle Komplikation bei
dieser Operation ist die Lappendurchblutungsstörung. In diesem Fall kommt es
entweder zu einer arteriellen Minderversorgung oder zu einer venösen Abflussstörung
des Lappens. Im ersten Fall sieht der Lappen weißlich aus, während im letzten
Fall es zu einer bläulich-lividen Verfärbung kommt. Kommt so eine Komplikation
vor, muss der Operateur schnell handeln. Die Verbindungsstelle der Gefäße wird
erneut unter dem Mikroskop untersucht. Eine Abknickung der Gefäße oder die
Bildung von Blutgerinnseln kann chirurgisch behoben werden, und der Lappen
nimmt wieder eine normale rosige Farbe an.
Hinweis: Eine freie Lappenplastik
wird erschwert durch Erkrankungen, die möglicherweise die Gefäße
kompromittieren, z.B. periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Diabetes, angeborene Neigung zu Blutungen
oder Thrombosen. Diese Nebenerkrankungen stellen aber keinesfalls eine
Kontraindikation für eine freie Lappenplastik dar, machen aber eine genaue
präoperative Diagnostik erforderlich.
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