Pallativmedizin – Medizinisches Glossar

Spricht man von der Palliativmedizin, so handelt es sich
immer um die Behandlung einer Krankheit, die nicht heilbar ist. Diese Diagnose
sorgt nicht nur bei Betroffenen, sondern auch ihren Angehörigen für Angst,
Trauer, Wut und Hilflosigkeit. Kaum verwunderlich also, dass früher oder später
der Wunsch in den Vordergrund rückt, die verbleibende Zeit noch möglichst
schmerzfrei und aktiv zu verbringen. Hier setzt die Palliativmedizin an, die es
sich zur Aufgabe gemacht hat, Schmerzen zu lindern und gleichzeitig die
Lebensqualität und Selbstbestimmung des Patienten aufrechtzuerhalten. Im
Gegensatz zur Präventiv- oder Kurativmedizin geht es also nicht darum, die
Erkrankung zu heilen, den Prozess zu beschleunigen oder künstlich zu verzögern,
sondern den Patienten ein möglichst menschenwürdiges Leben zu ermöglichen.

Therapien in der Palliativmedizin

Häufig anzutreffen in der Palliativmedizin sind unter
anderem passende und individuelle Schmerztherapien, die Kontrolle und Linderung
von körperlichen Beschwerden sowie die Hilfestellungen psychischen und sozialen
Belastungen und der grundlegenden Versorgung. Nicht zuletzt spielt aber auch
das soziale Umfeld selbst eine wichtige Rolle in der Palliativmedizin, denn die
Angehörigen werden aktiv mit in die Vorgänge miteinbezogen. Auf diese Weise
soll einerseits Geborgenheit und Wärme vermittelt werden, andererseits wird der
Betroffene aber auch von seinen Liebsten in den Tod begleitet.

Ausgeführt wird die Palliativmedizin vornehmlich in
Hospizen und speziellen Palliativstationen, aber auch in Form von häuslicher
Pflege kann die Versorgung stattfinden.

Die Palliativmedizin stellt einen ganz spezifischen Bereich
innerhalb der Medizin dar. Im Gegensatz zu anderen, die kurativ (also
Krankheiten behandelnd und heilend) wirken sollen, geht es hier vor allem um
eine Linderung von Symptomen schwerkranker Patienten, oftmals mit begrenzter
Lebenserwartung. Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen ab, wo er so viel
wie umhüllen oder ummänteln bedeutet. Es geht hier also in einem übertragenen
Sinne darum, seinen Patienten soweit möglich von seinen Leiden zu entfernen,
ihn ein wenig „in Watte zu packen“. Entsprechend vielfältig können die
Maßnahmen in der Palliativmedizin sein: Neben rein medizinischen Therapien,
beispielsweise zur Linderung von Schmerzen (Schmerztherapie), zählen hier auch
die psychologische und soziale Betreuung dazu.

Die Entwicklung der Palliativmedizin: Ein Versorgungsbereich
mit Geschichte

Man könnte meinen, die Palliativmedizin sei noch eine recht
neue Entwicklung innerhalb der Medizin. Doch das stimmt nicht: Erste Berichte
hierüber finden sich bereits 1363, also weit vor der Nennung etlicher anderer
Behandlungsmaßnahmen und Bereiche, beim bedeutenden französischen Arzt Guy de
Chauliac. Auch im hippokratischen Eid finden sich Stellen, die darauf abzielen,
dass eben nicht nur behandelbare, sondern eigentlich bereits unheilbare
Krankheiten behandelt werden sollten – die Linderung des Patientenleides und
sogar das Trösten sind Motive, die ebenfalls seit Jahrhunderten bekannt sind.

Von einer systematischen Versorgung wie heute war die
Palliativmedizin in ihren Anfängen allerdings noch weit entfernt. 1983 wurde
erstmals versuchsweise eine solche Mini-Station mit nur fünf Betten für
Palliativmedizin in Köln eingerichtet. 2003 wurde der Bereich vom Deutschen
Ärztetag als Zusatzweiterbildung mustergültig eingeführt. Stiftungen und
Vereine tragen ihrerseits dazu bei, dieses wichtige Thema einer breiten
Bevölkerung bekannt zu machen und bei ihr um Gelder und Unterstützung zu
werben. Hiermit verknüpft ist die Überzeugung, dass jedes Menschenleben
wertvoll ist, und dass jeder Mensch den Anspruch auf ein würdiges Leben ohne
Leid hat.

Warum die Palliativmedizin keine „Sterbemedizin“ ist

Palliativmedizinische Maßnahmen finden oftmals in speziellen
Einrichtungen, beispielsweise in Hospizen oder Spezialabteilungen von Kliniken
statt. Dies hat auch damit zu tun, dass viele schwerkranke Menschen ohnehin
eine medizinisch enge Versorgung benötigen. Trotzdem betonen
Palliativmediziner, dass ihr Fachbereich keine „Sterbemedizin“ ist, wie dies
auf Grund ihrer Behandlung von meist schwerkranken Patienten oft behauptet
wird. Zwar geht es ausdrücklich um das subjektive Wohlbefinden und die Wünsche
des Patienten. Lebensverkürzende Maßnahmen gehören aber nicht hierzu. Außerdem
sollten palliative Behandlungen so schnell als möglich, also nach der Diagnose
einer Erkrankung, durchgeführt werden.

Unabhängig davon sind palliativmedizinische Einrichtungen
weit von den bekannten Kliniken entfernt: Strenge Verbote beispielsweise von
Nikotin und Alkohol sind so nicht bekannt, überhaupt geht es darum, jedem
Einzelnen ein möglichst angenehmes Leben nach seinen individuellen
Vorstellungen zu ermöglichen. Hierzu können verschiedenste Behandlungen und
Betreuungsangebote wie Gruppenaktivitäten, Schmerztherapie, psychologische
Betreuung sowie viele weitere, individuell zugeschnittene Maßnahmen gehören.
Soweit möglich und gewünscht, werden auch die sozialen Kontakte (Partner,
Familie, Freunde) in die Betreuung eingebunden.

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