Pandemie – Medizinisches Glossar

Als Pandemie wird die Verbreitung einer Infektion
bezeichnet, die sich anders als die Epidemie nicht nur auf einen bestimmten Ort
beschränkt, sondern eine länderübergreifende Verbreitung mit sich bringt.
Bekannte Beispiele hierfür sind beispielsweise AIDS, welches bereits seit den
achtziger Jahren auftritt oder die Pest, die vornehmlich im Mittelalter eine
große Gefahr darstellte. Ist heutzutage die Rede von einer Pandemie, so geht es
aber in der Regel um eine Grippe-Pandemie.

Die Pandemie der Neuzeit

Grippe-Pandemien sind deshalb so gefährlich, weil eine echte
Grippe im Gegensatz zu einem grippalen Infekt weitaus massivere Auswirkungen
haben kann. Nicht umsonst sterben daher auch jedes Jahr viele Menschen an ihr,
vornehmlich Alte und chronisch Kranke. Während also die Ansteckung mit einer
echten Grippe schon durchaus ernst sein kann, so ist die Pandemie-Grippe in der
Regel noch um einiges stärker. Das liegt daran, weil die Influenza-Viren dazu
neigen, zu mutieren und es somit immer wieder einen neuen Typus gibt, für den
noch keine Immunität besteht. Vor allem in den ersten Jahren seiner Existenz
ist er daher besonders gefährlich.

Ansteckungsgefahr droht nicht nur von Mensch zu Mensch

Eine Grippe-Pandemie muss übrigens nicht zwangsläufig
durch den Menschen übertragen werden, das zeigt sich unter anderem
eindrucksvoll an der Vogelgrippe. Denn hier überträgt der Vogel den Virus auf
den Menschen und kann diesen somit infizieren – aufgrund der immer rasanteren
Ausbreitung des gefährlichen Virus namens H5N1 wurden daher in den letzten
Jahren schon viele Millionen Vögel getötet.

Die Pandemie wird umgangssprachlich gern mit der Epidemie
verwechselt: Beide bezeichnen eine starke Verbreitung eines bestimmten
Krankheitserregers, wobei die Epidemie örtlich begrenzt bleibt. Bei der
Pandemie handelt es sich der Definition nach um eine länder- und
kontinenteübergreifende Infektion. In der Tiermedizin spricht man übrigens von
Seuchenzug, was den Mechanismus der Ausbreitung gut beschreibt.

Wie Pandemien verhindert werden sollen – und welche
Maßnahmen im Notfall greifen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat umfassende Maßnahmen
erarbeitet, die eine Pandemie im Ernstfall verhindern bzw. zumindest deutlich
einschränken helfen sollen. So gibt es seit 1948 ein Überwachungssystem, das an
über 100 Standorten weltweit regelmäßig die Entwicklung bekannter Virenstämme
kontrolliert. Auf diese Weise können unter anderem die Impfstoffe jährlich neu
angepasst werden. Darüber hinaus ist seit 1999 jedes Land verpflichtet, einen
nationalen Notfallplan zu etablieren. In Deutschland ist das
Robert-Koch-Institut zuständig, das verschiedene Szenarien einer Pandemie
erarbeitet hat. Die beliefernden Pharmafirmen sind angehalten, für den Notfall
jederzeit ausreichend Impfdosen für die Bevölkerung bereitzuhalten. In den USA
beispielsweise sind die Pandemie-Notfallpläne sehr umfangreich, sie umfassen so
genaue Verhaltensregeln für die Bevölkerung, konsequente technologische
Forschung zum Schutz vor Pandemien und weiteres.

Auch das Influenza-Virus kann zur Pandemie werden

Die Gefahren einer Pandemie sollten weder über- noch
unterschätzt werden. Natürlich ist man heute mit den international
koordinierten Kontroll- und Notfallmaßnahmen besser geschützt als je zuvor.
Gleichzeitig bringt aber die rasante Zunahme des Waren- und vor allem
Personenverkehrs durchs Flugzeug neue Risiken mit sich. Auf diese Weise können
sich Krankheitserreger potentiell sehr viel schneller weltweit ausbreiten. Zur
Verhinderung gehören daher auch zum Beispiel umfangreiche
Desinfektionsmaßnahmen an Flughäfen für Reisende aus betroffenen Ländern bei
bekannter Pandemie-Gefahr.

Zu den bekanntesten Pandemien zählen die verschiedenen
Erkrankungswellen der Pest, die allein Millionen Tote forderten. Hochgefährlich
können auch spezielle Abkömmlinge der Influenza sein, die allgemein als
„Grippe-Virus“ bekannt ist. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts erkrankten hier
Hunderte Millionen Menschen, viele davon starben. Als eine noch andauernde
Pandemie wird die Verbreitung des HI-Virus angesehen. Seit der Entdeckung im
Jahr 1980 sind über 30 Millionen an AIDS, die durch HIV hervorgerufene
Immunkrankheit, verstorben. Heute ist die Infektion sehr viel besser behandelbar,
allerdings vor allem in den Industrienationen. In Dritte-Welt-Ländern kann sie
nach wie vor schnell fatale Folgen haben. An der HIV-Pandemie zeigt sich auch,
wie wichtig es ist, Viren nicht zu unterschätzen: Durch die gute medizinische
Versorgung und die abnehmende Berichterstattung werden viele Menschen sorgloser
mit dieser sexuell übertragbaren Krankheit – wodurch die Neuinfektionsrate
wieder leicht steigend ist.