Placebo – Medizinisches Glossar
Ein Placebo ist ein Scheinmedikament, welches keine
Wirkstoffe enthält und demnach also auch nicht aktiv auf ein Krankheitsbild
einwirken kann. Spricht man vom sogenannten Placeboeffekt, so handelt es sich
um positive Veränderungen des eigenen Befindens, aber auch der messbaren
körperlichen Funktionen – diese psychischen und körperlichen Reaktionen gehen
demnach also nicht von einer spezifischen Wirksamkeit aus, sondern aus dem
psychosozialen Kontext der Behandlung. Im Gegensatz dazu steht der
Noveboeffekt, bei dem das Scheinmedikament negative körperliche und psychische
Reaktionen auslöst.
Vornehmlich kommen Placebos in placebokontrollierten Studien
zum Einsatz, bei denen die therapeutische Wirksamkeit verschiedener Wirkstoffe
genauer ermittelt werden soll. Werden Placebos außerhalb dieser Studien
verwendet, so ist ihr Einsatz ist allerdings ethisch umstritten und muss auf
einer informierten Einwilligung beruhen.
Einsatz von Placebos
Unter anderem finden Placebos in der Forschung Verwendung,
wo sie durch doppelblinde, randomisierte Studien die Wirksamkeit von
Medikamenten genauer beleuchten. Dafür erhält ein Teil der Probanden das
„echte“ Medikament mit dem Wirkstoff, während ein anderer Teil als
Kontrollgruppe fungiert und ein Placebo erhält, dass optisch, geschmacklich und
teilweise sogar in Bezug auf die Nebenwirkungen identisch ist. Wird nun eine
auffällige Differenz zwischen den gemessenen Wirkungen beider Gruppen gemessen,
so spricht dies für das Medikament, welches dann womöglich für den Markt
zugelassen wird oder zumindest als wirksam betrachtet werden kann.
Die Auslösung von Placeboeffekten
Der Placeboeffekt entsteht vor allem durch das Hervorrufen
einer bestimmten Erwartungshaltung oder auch durch einen konditionierten Reiz.
Faktoren wie das Verhalten, der berufliche Status oder auch der Ruf des
Behandlers können so beispielsweise eine große Wirkung ausüben, aber auch
invasive Maßnahmen oder operative Eingriffe wecken eine größere
Erwartungshaltung. Die so ausgelösten neuronalen Aktivierungen im Gehirn können
dann wiederum körperliche Reaktionen
auslösen oder den Stoffwechsel beeinflussen.
Der Begriff Placebo, der aus dem Latein wörtlich übersetzt
„ich werde gefallen“ bedeutet, ist inzwischen auch im Alltag den meisten
bekannt: Gemeint sind hiermit sogenannte Scheinmedikamente, die also
vermeintlich einen Arzneistoff enthalten, tatsächlich aber wirkungslos sind.
Sie kommen in speziellen Studien zum Einsatz – und zwar gerade deshalb, um zu
klären, ob das zu testende Medikament eine Wirkung hat, die nachweisbar über
jene des Placebos hinausgeht. Inzwischen hat sich auch unter Medizinern eine
breitere Verwendung des Begriffs eingebürgert, und neben Medikamenten werden
auch andere Therapiemaßnahmen umfasst, die nicht tatsächlich stattfinden bzw.
keine Wirkung an sich besitzen, bis hin sogar zu Schein-Operationen.
Der Placebo-Effekt: Wie und warum funktionieren
Scheinmedikamente?
Damit der Vergleich funktioniert, muss das Placebo äußerlich
dem zu untersuchenden Medikament gleichen. Es wird meist aus Stärke oder Zucker
hergestellt. Auf diese Weise sollen auch potentielle Nebenwirkungen, die das
Ergebnis verfälschen würden, möglichst ausgeschlossen werden. Ganz allgemein
formuliert bekommt die eine Probandengruppe hierbei ein Placebo, die andere das
Medikament. Als wissenschaftlicher Goldstandard gilt die randomisierte Doppelblindstudie,
wobei weder die Studienleitung noch die Probanden wissen, was sie verteilen bzw.
erhalten und diese Zuteilung zufällig (durch Losverfahren) geschieht.
Als Placebo-Effekt bezeichnet man ganz allgemein Effekte,
die nach der Einnahme des Scheinmedikaments auftauchen. Diese können ganz
unterschiedlicher Art sein: Von der Schmerzlinderung über die Besserung des
psychischen Befindens bis sogar zur Beeinflussung des Blutdrucks reichen die
möglichen Effekte. Die genaue Ursache für das Auftreten dieser ist nicht
abschließend geklärt. Fest steht, dass nicht jeder Mensch ansprechbar ist für
den Placebo-Effekt (insgesamt etwa ein Drittel der Bevölkerung). Dabei spielen
vermutlich mehrere Faktoren eine Rolle – die Erwartungshaltung, aber auch das
Setting. So konnten verschiedene Studien nachweisen, dass zum Beispiel die
zwischenmenschliche Beziehung zwischen Arzt und Patient eine wichtige Rolle für
die Genesung spielt. Auch der Ritus der Medikamenteneinnahme bzw. auch der
Praxis- oder Krankenhausumgebung selbst kann bereits einen Effekt auslösen:
Selbst bei offenen Placebo-Studien, in denen die Probanden wussten, dass sie
Placebos erhalten, zeigten einige deutliche Besserung ihrer Beschwerden. Auch
diese Erkenntnisse können für die Behandlung von Patienten genutzt werden. Sie
zeigen nicht zuletzt, dass es stark auf das Behandler-Patienten-Verhältnis
ankommt.
Neben den genannten Medikamenten gibt es übrigens auch
andere Formen von Placebos: Um die Wirksamkeit von Akupunktur zu untersuchen,
gibt es beispielsweise spezielle Nadeln, die nicht in die Haut eindringen, aber
dem Probanden trotzdem diesen Eindruck vermitteln. Übrigens: Ohne explizites
Einverständnis dessen dürfen selbstverständlich keine Scheintherapien
durchgeführt werden. Die Anwendung von Placebos bei kranken Patienten ist
ethisch umstritten.
Die Geschichte des Placebos: Wirkt Homöopathie?
Die erste Doppelblind-Studie eines Scheinmedikaments und
somit eines Placebos im engeren Sinne wurde bereits 1835 durchgeführt: Ein
Redakteur und Theologe wollte wissen, was an der Homöopathie dran sei – bzw.
umgekehrt, ob die Kritiker dieser Lehre Recht hätten mit ihrer Behauptung, sie
sei in Wahrheit wirkungslos. Hierzu wurde in einem Wirtshaus, aber unter
wissenschaftlich nachvollziehbaren Bedingungen eine Studie an 55 Probanden
durchgeführt. Ein Teil erhielt das homöopathische Mittel, eine Kochsalz-Potenz,
ein anderer das Placebo, nämlich reines Wasser. Die Untersuchung kam zum
Ergebnis, dass das Mittel offenbar wirkungslos sein müsste.
Versuchen zu Folge tritt der Placebo-Effekt übrigens auch
bei Haustieren auf. Kritiker beispielsweise der Homöopathie führen dieses
Beispiel gegen jene an, die behaupten, eine Wirksamkeit bei Tieren bestätige
deren Wirkung generell. Ob Haustiere wie der Mensch eine entsprechende
Erwartungshaltung haben können oder ob sie vielmehr auf die Erwartung ihrer Besitzer
reagieren, wird von Forschern unterschiedlich bewertet.
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