Stimme: Stimmband, Stimmbruch, Stimmlippen – Medizinisches Glossar
Wie ein Mensch wahrgenommen wird, hängt von verschiedensten
Faktoren ab. Neben dem Aussehen, dem Verhalten und auch dem Geruch prägt die
Stimme das Gesamtbild entscheidend. Je nachdem, welcher Sinn beim Gegenüber
besonders ausgeprägt ist: Einige Menschen finden die Stimme dabei sogar
wichtiger als beispielsweise das äußere Erscheinungsbild.
Tatsächlich ist die Stimme eines Menschen so einmalig wie
sein jeweiliger Fingerabdruck. Dies macht sich die moderne Sicherheitstechnik
zu Nutze: Bei der sogenannten Sprecherauthentifizierung kann zum Beispiel ein
geschützter Bereich ausschließlich durch die Stimme des Berechtigten geöffnet
werden. Moderne Software erkennt diesen selbst bei etwaiger Erkältung und kann
sogar aufgezeichnete von aktuell gesprochenen Sätzen unterscheiden.
Vom Schall zur Stimme: Wie die menschliche Stimme erzeugt
wird
Physikalisch betrachtet handelt es sich bei der menschlichen
Stimme um Schall und noch dafür um Luft, die bzw. der durch das Zusammenwirken
von Mundraum, Rachen, Nasenhöhle und den hier befindlichen Stimmapparat
moduliert, also auf spezifische Weise gelenkt werden. Dies kann wiederum auf
ganz unterschiedliche Art geschehen, je nach tonaler Äußerung: Neben dem
Sprechen gehören auch zum Beispiel Lachen, Schreien oder Weinen zu den Lautäußerungen.
Zum Stimmapparat gehören wiederum der Kehlkopf mit den
Stimmlippen, die umgangssprachlich auch als Stimmbänder bezeichnet werden
(wobei nur der obere Teil tatsächlich aus dem Stimmband besteht), die
Stimmritze, auch Glottis genannt, und im weiteren Sinne die zugehörigen
Resonanzräume wie Mund- und Nasenhöhlen.
Der Kehlkopf befindet sich am oberen Abschluss der Luftröhre. Die
Stimmlippen wiederum können die Luftröhre mehr oder weniger stark verschließen.
Ein kleiner Part bleibt hierbei stets frei, er wird Stimmritze genannt. Bei der
Stimmerzeugung strömt nun Luft aus den Lungen durch die Luftröhre und dann
durch die minimal geöffneten Stimmlippen nach draußen. Hierbei versetzt sie die
Stimmlippen in Schwingung, wodurch Töne erzeugt werden, die sich wiederum in
den Resonanzräumen entfalten. Auch deshalb klingt unsere Stimme anders, wenn
beispielsweise die Nasennebenhöhlen verstopft sind.
Die individuelle Stimmfärbung und Tonhöhe ist bei jedem
Menschen unterschiedlich. Die Höhe ist vor allem von der Länge der Stimmbänder
sowie von der Beschaffenheit des Kehlkopfs abhängig. Frauen haben im Schnitt
einen doppelt so hohen Grundton wie Männer. Dabei muss man zwischen Oktaven und
Frequenzen unterscheiden: Der mögliche Frequenzbereich der menschlichen Stimme
liegt zwischen etwa 80 Herz bis zwölf Kiloherz. Der Stimmumfang wiederum beträgt
im Durchschnitt nicht mehr als zweieinhalb Oktaven, kann aber durch
entsprechendes Stimm- und Gesangstraining vergrößert werden.
Was passiert beim Stimmbruch?
Als Stimmbruch bezeichnet man die Phase, in der die
menschliche Stimme deutlich tiefer wird. Diese tritt übrigens sowohl bei Jungen
als auch bei Mädchen auf, wobei er in letzterem Fall meist nicht bewusst
wahrgenommen wird. Bei Jungen wiederum führt die Veränderung oft zu einer
regelrecht „brechenden“ oder kippenden Stimme, was dem Phänomen zu seinem Namen
verhalf. Dabei kann die Stimme zeitweilig heiser klingen, plötzlich von hohen
auf deutlich tiefere Frequenzen kippen oder ganz verschwinden. Diese
Zwischenphase ist allerdings meist unbedenklich, die Stimme pegelt sich nach
einer Weile von selbst auf die neue Tonhöhe ein. Grund für die Veränderung ist
das Wachstum, was auch zu einem dickeren Kehlkopf, dickeren und längeren
Stimmbändern führt, sowie die hormonelle Veränderung. Die sogenannte
Kastratenstimme, die immer hell bleibt, war früher bei einigen männlichen
Sängern erwünscht. Hierzu wurden noch vor dem Stimmbruch die Hoden entfernt,
wodurch die hormonellen Veränderungen während der Pubertät ausblieben. Es gibt
zudem sehr seltene Fälle, in denen der Stimmbruch ganz ohne Eingreifen nicht
stattfindet.
Probleme der Stimmbildung und Erkrankungen
An der Stimmbildung sind zahlreiche Bereiche beteiligt.
Entsprechend vielfältig fallen die möglichen Störungen und Erkrankungen aus,
von denen hier nur die wichtigsten zusammengefasst werden.
Jedem Menschen bekannt sind Erkrankungen des Stimmapparats,
die mit einer Erkältung einhergehen: Hier ist Heiserkeit typisch, das Stimmband
bzw. die Stimmlippen klingen „belegt“. Wer diese weiter oder falsch belastet,
riskiert, dass die Stimmerzeugung für eine Weile gar nicht mehr funktioniert,
also umgangssprachlich „weg“ ist. Gerade in Berufen, in denen die Stimme
überdurchschnittlich stark beansprucht wird, können chronische
Beeinträchtigungen auftreten. Gezielte Sprechtechniken für zum Beispiel
Call-Center Mitarbeiter können dem entgegenwirken.
Heiserkeit oder auch Probleme mit der Stimme können
allerdings auch ohne Erkältung auftreten. Dann sollten sie, wie bei länger
anhaltenden Symptomen, unbedingt von einem Facharzt für
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde abgeklärt werden. Womöglich liegt eine ernsthafte
Erkrankung vor, die von einer viralen Kehlkopfinfektion über Polypen bis hin zu
einem Tumor reichen kann. Relativ bekannt ist hier unter anderem der
Kehlkopfkrebs. Bei regelmäßiger Untersuchung kann dieser oft schon in früheren
Stadien erkannt und so im besten Falle rechtzeitig behandelt werden.
Unbehandelt wiederum können viele Erkrankungen auch die Stimme beeinflussen.
Ein anderes Feld umfasst die psychisch bedingten Störungen
der Stimmerzeugung: Stottern beispielsweise, aber auch die Sprechhemmung bis
hin zur absoluten Weigerung, zu sprechen, sind Phänomene, die meist schon in
der frühen Kindheit auftreten. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Nicht
immer lässt sich eine psychische oder sozial bedingte Ursache ausmachen – aber
wenn, dann muss selbstverständlich auch hier gehandelt werden, mitunter auch im
Umfeld des betroffenen Kindes. Die Behandlung der Sprech- oder auch
Stimmerzeugung fällt in den Bereich der Logopädie. Diese kann, gerade bei
frühem Therapiebeginn, recht schnelle und dann auch dauerhafte Verbesserungen
bewirken.
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