Hypospadie – Die Operation (Teil 1)
Vorbereitung zur Operation: Die Kinder dürfen bis 4 Stunden vor der Operation Essen und bis 2 Stunden vor der Operation trinken. Ca. 1 Stunde vor Operationsbeginn bekommen die Kinder ein Medikament zur Sedierung (Ruhigstellung), das ähnlich wirkt wie sogenannte ‚k.o.-Tropfen‘ und die Kinder benommen macht. Außerdem vergessen sie die letzte Stunde vor der Operation, können sich also hinterher an Tränen beim Abschied oder ähnliches nicht mehr erinnern.
Narkose: Die Operation findet in Vollnarkose statt. Häufig wird zusätzlich eine lokale Betäubung, ein sogenannter ‚Kaudalblock‘, zur Schmerztherapie am Operationstag eingesetzt. Dieser wird während der Narkose platziert und gewährleistet für 5-6 Stunden Schmerzfreiheit im Operationsgebiet.
Das OP-Team: Während der Operation sind der Operateur und ein assistierender Arzt, der Narkosearzt, eine Narkoseschwester und 2 Operationsschwestern anwesend.
Dauer der Operation: Abhängig von der Ausprägung der Hypospadie dauert eine Operation zwischen 30 und 180 Minuten.
Hypospadie – Die Operation (Teil 2)
Die Operation im Detail: Zum Erreichen dieses Operationszieles stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung.
Zunächst wird zu Beginn der Operation eine künstliche Erektion herbeigeführt, um das Ausmaß der Verkrümmung beurteilen zu können. Falls eine relevante Verkrümmung vorliegt, wird durch eine Raffnaht am Schwellkörper die zu lange Seite des Penis etwas gerafft, um den Penis zu begradigen.
Bei zu kurzer Harnröhre kann die Harnröhre mit einem Stück der Vorhaut verlängert werden. Falls keine Vorhaut mehr zur Verfügung steht, kann die Harnröhre mit Mundschleimhaut verlängert werden. Die Mundschleimhaut wird während derselben Operation entnommen und als Harnröhrenersatz verwendet. Die entstandene Wunde im Mund heilt innerhalb von wenigen Tagen ab, die Kinder können am nächsten Tag wieder essen.
Falls ein langes Stück der Harnröhre fehlt oder der Penis sehr stark verkrümmt ist, dies kann bei mittleren und hinteren Formen der Hypospadie vorkommen, ist eine vollständige Korrektur nicht in einer Operation möglich. Dann wird in der ersten Operation der Penis begradigt und die Harnröhre vorbereitet und in einer 2. Operation, 1 Jahr später, die Harnröhre vervollständigt. Oft kann man vorher nicht sicher sagen, ob eine oder zwei Operationen nötig sind, dies entscheidet sich manchmal erst während der Operation.
Bei ausreichend langer Harnröhre oder nach Verlängerung der Harnröhre wird die Mündung durch teilweisen oder kompletten Verschluss der Eichel an ihre normale Position gelegt. Häufig reicht es kosmetisch aus, die Harnröhrenmündung nur teilweise in die Eichel zu verlegen und damit den Eingriff zu begrenzen. Da im Allgemeinen die Haut vorne am Penisschaft nicht ausreichend ausgebildet ist, wird die Vorhautschürze auf der Rückseite des Penis zum Ersatz der fehlenden Haut an der Unterseite verwendet. Überschüssige Vorhaut wird entfernt. Das bedeutet, dass die Kinder nach der Operation beschnitten sind. Ein Erhalt der Vorhaut oder Wiederherstellung ist meistens nicht möglich.
Während der Operation wird ein Bauchdeckenkatheter gelegt, um das Wasserlassen über die frischen Wunden zu verhindern. Dieser ist an der Haut festgenäht, schmerzt die Kinder nach der Operation nicht und kann nach Durchschneiden des Hautfadens problemlos entfernt werden.
Der Penis wird mit einem Wickelverband versorgt, der an der Haut festgenäht ist, damit er nicht vorzeitig abfällt. Falls eine Operation an der Harnröhre nötig ist, wird in die Harnröhre ein kleines Röhrchen eingelegt, um die Wundflüssigkeit während der Heilungsphase abzuleiten.