Kieferbruch / Unterkieferbruch (Unterkieferfraktur) – Die Operation (Teil 1)
Vorbereitung zur Operation: Die Nahrungsaufnahme endet in der Regel ca. 6 Stunden vor der Operation (hierzu zählt auch das Rauchen oder die Einnahme Bewusstseins verändernder Stoffe). In der Regel ist keine Rasur notwendig, da fast alle Operationen durch die Mundhöhle durchgeführt werden können. Sollte eine Operation von außen notwendig werden, ist es bei Vollbartträgern ratsam, diesen im Halsbereich zu entfernen, da dies Infektionen vorbeugt.
Narkose: In der Regel erfolgt eine Vollnarkose.
Das OP-Team: Operateur und zwei Assistenten, Anästhesist, zwei Pflegekräfte als instrumentierende bzw. anreichende Helfer.
Dauer der Operation: Die Dauer des Eingriffs hängt sehr stark von der Lokalisation, der Anzahl und dem Schweregrad der Frakturen ab. Bei einfachen Frakturen des Unterkieferkörpers dauert eine Operation ca. 45 bis 60 Minuten. Bei komplexen mehrfachen Frakturen können die Operationszeiten auch mehrere Stunden betragen.
Kieferbruch / Unterkieferbruch (Unterkieferfraktur) – Die Operation (Teil 2)
Die Operation im Detail: Für die richtige Reposition der Frakturenden ist bei einem bezahnten Patienten der Zusammenbiss entscheidend. Da man den Unterkiefer nicht mit dem Oberkiefer durch einen Gipsverband verbinden kann, wie dies z.B. am Arm oder Bein möglich ist, werden über die Zähne Schienenverbände mit Häkchen oder Schrauben in den Ober- und Unterkiefer eingebracht. Dies geschieht meist vor der Operation, um den Bruch direkt Ruhig zu stellen und so die Schmerzen des Patienten zu mindern.
Bei einem Operationsweg durch die Mundhöhle (der häufigste Zugangsweg) wird im ersten Schritt die Schleimhaut und die Knochenhaut über dem Frakturbereich eröffnet. Diese Zugangswege befinden sich am häufigsten in den Bereichen der Eck- und Seitenzahnregion bzw. im Kieferwinkelbereich. Es erfolgt eine ausführliche Blutstillung zur Vermeidung postoperativer Blutergüsse. Die Schleim- und Knochenhaut wird dann abgeschoben und von einem Haken zurückgehalten. Bei Operationen im Seitenzahngebiet wird dann der sensible Nerv (N. mentalis), der die Unterlippe mit Gefühl versorgt, gesucht, dargestellt und gesichert. Als nächstes werden die Bruchenden vorsichtig gereinigt und per Hand in ihre ursprüngliche Position gebracht. Ist dies möglich, werden der Ober- und der Unterkiefer starr mit Draht über die vorhandenen Schienenverbände oder Schrauben im individuellen Schlussbiss fixiert. Die Frakturenden werden erneut optimal ausgerichtet. Dieses Repositionsergebnis wird mit Titanplättchen gesichert. Im Seitenzahngebiet sind zwei Titanplatten und im Kieferwinkelbereich eine längere Titanplatte in der Regel ausreichend. Anschließend wird die Drahtfixierung zwischen Ober- und Unterkiefer gelöst und der individuelle Schlussbiss überprüft. Fällt diese Probe zur Zufriedenheit aus, erfolgen eine abschließende Kontrolle der Wunde und der Wundverschluss mit unterschiedlichem Nahtmaterial. Je nach Verschiebungs- und Trümmerungsgrad des Bruches kann es notwendig sein, den Ober- mit dem Unterkiefer eine Zeitlang nach der Operation über Draht- oder Gummizüge ruhig zu stellen. Dies ist jedoch in den meisten Fällen nicht notwendig. Die Nahtentfernung erfolgt nach ca. 10 Tagen.
Die Titanplatten verbleiben bei Erwachsenen für ca. 6-9 Monate und werden anschließend in einem kleineren operativen Eingriff in Vollnarkose über die gleichen Zugangswege wieder entfernt.