Lumbale Spinalkanalstenose – Einleitung

Wenngleich die Spinalkanalstenose die typische Erkrankung des höheren Lebensalters darstellt, häufen sich operationswürdige Befunde auch bei 50- bis 60-Jährigen. Inwieweit hier Lebensgestaltung, insbesondere eine exzessive Ausübung diverser Sportarten, mitspielen, sei dahingestellt, wird aber als Ursache immer wieder diskutiert.

Wie bei kaum einem Krankheitsbild gibt es bei der Spinalkanalstenose eine erhebliche Begriffsverwirrung, zum Teil forciert durch Berichte in der Regenbogenpresse. Auffällig ist hier vor allem eine Vermischung verschiedener Begriffe wie Spinalkanalstenose und Wurzelkanalstenose, die sehr häufig verwechselt oder synonym benutzt werden. Es werden zahlreiche minimalinvasive Operationsverfahren angepriesen, die geeignet erscheinen, eine Wurzelkanal- oder Rezessusstenose zu behandeln, aber völlig ungeeignet sind, eine echte Spinalkanalstenose auch nur annähernd zu beeinflussen.

Auf der anderen Seite muss nicht jeder radiologische Befund sofort eine Operation zur Folge haben. Die Angst vieler Patienten, dass nach Diagnosestellung einer Spinalkanalstenose eine sofortige Operation erfolgen muss, da man bei Zuwarten eine ungünstigere Ausgangsposition hat, ist sicherlich nicht richtig. Letztendlich muss immer abgewogen werden zwischen den tatsächlichen Beschwerden des Patienten, einer eventuellen Einschränkung des täglichen Lebens und der Bereitschaft, sich einer operativen Therapie zu unterziehen. Unerlässlich ist die einer Operation vorgeschaltete konservative Behandlung mit Physio– und Schmerztherapie. Da ein nicht unerheblicher Teil der Beschwerden von den Facettengelenken ausgeht, bringen Infiltrationen häufig eine Besserung der Beschwerden. Erst nach Ausschöpfung all dieser Möglichkeiten, inklusive einer medikamentösen Schmerztherapie, sollte an eine operative Therapie gedacht werden.

Lumbale Spinalkanalstenose – Definition und Fakten

Definition und Hintergrundinformationen: Der Spinalkanal erstreckt sich vom Hals- bis zum Kreuzbeinbereich. Er enthält den Rückenmarkssack, bestehend aus der Rückenmarkshaut (Dura), die im Hals- und Brustbereich das Rückenmark und ab Übergang Brust-/Lendenwirbelsäule nur noch die Nervenwurzeln enthält, die sich bis in den Kreuzbeinbereich erstrecken. Begrenzt wird der Spinalkanal im vorderen Bereich durch die Rückseite der Wirbelkörper mit den Bandscheiben, seitlich durch die kleinen Wirbelgelenke (Facetten) und hinten durch die Wirbelbögen. Zwischen den Wirbelbögen spannt sich schräg von oben nach unten ziehend das gelbe Band (Ligamentum flavum). Dieses ist in der Regel nur wenige Millimeter dick. Durch degenerative Prozesse im Laufe des Lebens kommt es im Rahmen von Instabilitäten zu einer Zunahme des Knochenanbaus an den Facetten, die zuletzt ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe einnehmen können. Gleichzeitig kann es zu einer Zunahme der Stärke des Ligamentum flavum bis auf über einen Zentimeter kommen. Nicht ungewöhnlich sind zusätzliche Einengungen des Lumens durch Bandscheibenvorwölbungen. All diese Veränderungen führen letztendlich dazu, dass die Nervenwurzeln im verbliebenen Spinalkanal zusammengedrückt werden. Die Spinalkanalstenosen-Operation dient im Grunde dazu, diese Einengung des Spinalkanals zu beseitigen.

Facharzt dieser Operation: Die operative Therapie einer Spinalkanalstenose wird bevorzugt von Neurochirurgen, aber auch von Orthopäden durchgeführt.

Häufigkeit pro Jahr: In Zentren mit entsprechender Erfahrung werden pro Jahr über 500 Eingriffe bei Spinalkanalstenosen durchgeführt.

Hintergrundinformationen zu den Operationen / Herkunft und Entwicklung: Die operative Behandlung der Spinalkanalstenose ist weit über 40 Jahre etabliert, wenngleich sich die Techniken erheblich verändert haben. Ohne entsprechende sichere Diagnostik, die eine Eingrenzung der Spinalkanalstenose auf ein oder zwei Höhen erlaubt, wurde früher über einen großen Zugang eine langstreckige Freilegung der Rückenmarkshaut über mehrere Segmente durchgeführt. Dazu wurde nach Abpräparation der paravertebralen Muskulatur eine Laminektomie in mehreren Höhen durchgeführt, also eine Entfernung der Dornforsätze und der Wirbelbögen. Dadurch war zwar eine Entlastung der nervalen Strukturen gewährleistet, allerdings mit dem Nachteil einer zunehmenden Instabilität oder Verkrümmung der Wirbelsäule. Seit etlichen Jahren erfolgt der Zugang minimalinvasiv. Unter dem Operationsmikroskop wird im sogenannten Undercutting-Verfahren von einer Seite aus über die Mittellinie hinweg zur Gegenseite präpariert und so der Kanal Schritt für Schritt beidseits aufgefräst (Cross-over-Technik).

Stationär/ambulant: Die Operation wird in der Regel unter stationären Bedingungen durchgeführt – mit einer Liegedauer von fünf bis acht Tagen. Bei monosegmentalen Eingriffen ist eine ambulante Durchführung denkbar, wird aber von den wenigsten Patienten gewünscht.

Kosten der Operation: Die Kosten für das Verfahren werden sowohl von den privaten als auch von den gesetzlichen Krankenkassen voll übernommen. Für Selbstzahler belaufen sich die Kosten auf 5.000 – 6.000 Euro.

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