Inkontinenz Männer – Ursachen

Die genaue Ursache bzw. der auslösende Faktor für eine Belastungsinkontinenz nach radikaler Prostatektomie konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Anscheinend spielen hier eine Dysfunktion des Blasenhalses und intraoperative Verletzungen, insbesondere autonomer Nerven und des Blasenschließmuskels (Sphinkter) selber, eine Rolle. Eine Schließmuskelverletzung kann hierbei durch eine direkte Muskelverletzung oder auch durch die Schädigung der Nerven-Versorgung des Schließmuskels hervorgerufen werden.

Wahrscheinlicher ist durch die Entfernung der Prostata eine Lockerung der Haltestrukturen des Schließmuskels, was zu einer Senkung der hinteren Harnröhre – ohne direkte Verletzung des Schließmuskels oder seiner Nerven – führt. Dadurch hat der Schließmuskel nicht mehr die Kraft, die benötigt wird, um einen unwillkürlichen Urinverlust bei ansteigendem abdominellen Druck (im Rahmen körperlicher Betätigung) zu verhindern.

Diese beschriebene Lockerung der Haltestrukturen kann auch nach einer TUR-P, einer Adenomenukleation oder einer Laserung der Prostata auftreten. Viel häufigere Ursache der Belastungsinkontinenz ist hier aber eine direkte Schädigung des Schließmuskels.

Nach einer Bestrahlungstherapie kann es durch Schädigung der für den Schließmuskel verantwortlichen Nerven – aber auch durch eine direkte Schädigung des Schließmuskels – zu einer Belastungsinkontinenz kommen.

Im Rahmen einer schweren Harnröhrenverletzung kann es ebenfalls zu einer Nervenschädigung oder zu einer direkten Verletzung des Schließmuskels mit konsekutiver Belastungsinkontinenz kommen.

Inkontinenz Männer – Symptome

Bekannte Symptome, die für eine Belastungsinkontinenz sprechen, sind unwillkürlicher Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, wie z.B. Husten, Niesen, Sport und schweres Heben. Bei schwer betroffenen Patienten kommt es zu diesem Urinverlust bei nahezu jeder körperlichen Bewegung.

Inkontinenz Männer – Diagnose und Differenzialdiagnose

Die Basisdiagnostik besteht aus der Beurteilung des Ausmaßes der Inkontinenz und der damit verbundenen Beeinträchtigung des Patienten. Die Basisdiagnostik besteht aus:

  • einer gezielten Anamnese inklusive der Medikamentenanamnese,
  • einer körperlichen Untersuchung inklusive rektaler und orientierender neurologischer Untersuchung,
  • einer Restharnbestimmung mithilfe eines Ultraschalls und
  • eine Untersuchung des Urins.

Ein sogenannter Pad-Test kann darüber hinaus zur Quantifizierung des Urinverlustes hilfreich sein. Auch ergeben sich aus einem validierten Fragebogen zur Inkontinenz wichtige Informationen, um die Beeinflussung der Inkontinenz auf das Leben des Patienten objektiv festzuhalten. In Absprache mit dem Patienten sollten dessen Therapiewünsche bei der Entscheidung zu einer Therapie wesentlich mitberücksichtigt werden.

Ein konservativer Therapieversuch (bspw. Beckenbodentraining, ggf. Elektrostimulation) sollte immer der erste Schritt sein. Falls hier innerhalb der nächsten 3 Monate keine Verbesserung erzielt werden kann, ist eine weitere Diagnostik anzuraten: Urethrozystoskopie (Spiegelung von Harnröhre und Blase) mit gleichzeitiger Überprüfung der Sphinkterfunktion und ggf. einer Urodynamik (Blasendruckmessung).
Voraussetzung für die Einlage eines artifiziellen Sphinkters sind eine Blasenkapazität von mindestens 200 ml, sowie der Ausschluss einer Überaktivität des Blasenmuskels (M. detrusor) und einer Harnröhrenstriktur. Darüber hinaus muss der Patient die manuelle Fähigkeit besitzen, nach Implantation den artifiziellen Sphinkter selbstständig bedienen zu können.

Differenzialdiagnose: Wichtig ist der Ausschluss einer Dranginkontinenz (überfallsartiger Harndrang mit unwillkürlichem Urinverlust aufgrund einer Überaktivität des Blasenmuskels).

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