Tonsillotomie bzw. Teilentfernung der Gaumenmandeln – Fakten
Operationsname, Definition: Die Tonsillotomie ist eine Teilreduktion bzw. Teilentfernung der Gaumenmandeln (Tonsilla pallatina) in der Regel beidseits mittels Lasertechnik („Lasertonsillotomie“) oder Radiofrequenztechnik („Radiofrequenztonsillotomie“).
Facharzt dieser Operation: Der Eingriff erfolgt routinemäßig durch den HNO-Facharzt. Diese Operationsmethode wird bei o.g. Diagnose und Symptomen angewandt (siehe dazu: Tonsillotomie – Ursachen, Symptome und Diagnose).
Häufigkeit pro Jahr: Die Tonsillotomie erfährt in den letzten Jahren eine Renaissance und wird mittlerweile ca. 100.000x in Deutschland /Jahr durchgeführt.
Herkunft und Entwicklung / Hintergrundinformationen: Die klassische Tonsillotomie wurde schon im letzten Jahrhundert (Anfang des 20. Jahrhunderts) als Alternative zur vollständigen, risikoreicheren Gaumenmandelentfernung (Tonsillektomie) als Operationsmethode angewandt. Man verwendete verschiedenartige, mechanische Schneidinstrumente. Die Tonsillotomie verlor aber aufgrund geeigneter Verfahren zur optimalen oberflächlichen Wundheilung ohne obstruierende Narbenbildung ihre Bedeutung. Genauer: In den 1920er Jahren begann eine Ablehnung des Eingriffes zu Gunsten der Tonsillektomie (vollständige Gaumenmandel-Entfernung), weil man vermehrt Vernarbungen durch die Tonsillotomie feststellte und diese für chronische Entzündungen und Peritonsillarabszesse verantwortlich machte. Heute wissen wir, dass eher die Ursache hier in einer falschen Indikationsstellung zu suchen ist, da ein Großteil der damals operierten Patienten vorher sehr häufig auch an eitrigen Mandelentzündungen gelitten hatten, was eine Eindeutige Kontraindikation heute für diesen Eingriff ist.
Mit Entwicklung medizinischer Lasersysteme fand auch dieser Eingriff eine Renaissance, da durch den thermischen Schneidvorgang eine optimale, nahezu narbenfreie Wundheilung sowie eine gleichzeitige oberflächliche Blutstillung möglich wurden.
Die Schnittführung mit allen Verfahren wird durch die hyperplastischen Tonsillen so gelegt, dass die Resektionsgrenzen unmittelbar vor den Gaumenbögen liegen. Die Schleimhaut, die Muskulatur der Gaumenbögen und die Gefäße am oberen und unteren Tonsillenpol werden vollständig geschont. Funktionstüchtiges lymphatisches Tonsillengewebe verbleibt. Die Nachblutungsrate und die postoperativen Schmerzen sind geringer als bei der ansonsten üblichen kompletten Entfernung der Gaumenmandeln.
Seit 1989 wurden in Deutschland wieder Tonsillotomien mit dem Co2-Laser (und später auch mit dem Diodenlaser) durchgeführt. Des Weiteren findet in den letzten Jahren zunehmend erfolgreich die Radiofrequenz-Chirurgie als besonders thermisch schonendes Verfahren Verwendung, so dass das verbleibende Tonsillengewebe möglichst gering traumatisiert wird.
Seit 2002 bestehen auch Erfahrungen mit Argon-Plasma-Strahl-Chirurgie.
Wertung der Tonsillotomie im Vergleich zur Tonsillektomie: Zum einem besteht bei vollständiger Entfernung der Tonsillen (Tonsillektomie) eine erhebliche Nachblutungsgefahr. In der Literatur sind Häufigkeiten von 1 bis 5 % angegeben. Ein weiteres Problem besteht hierbei, dass gefährliche und zum Teil tödlich verlaufende Nachblutungen bis zu mehr als 14 Tagen nach der Operation auftreten können, also auch nach Entlassung aus der Klinik. Auch bestehen bei der Tonsillektomie im Gegensatz zur Tonsillotomie erhebliche Schmerzen, die eine Schmerzmedikation für bis zu 14 Tagen notwendig machen.
Ein weiteres Dilemma besteht darin, dass nach den Empfehlungen der Kinderärzte als auch der Hals-Nasen-Ohrenärzte eine Tonsillektomie, insbesondere wenn keine chronische Tonsillitis (häufige eitrige Mandelentzündungen) vorliegt, möglichst nicht vor dem siebenten Lebensjahr erfolgen sollte, da die Tonsillen in den ersten Jahren wichtig für die Bildung des Immunsystems sind.
Bei der Tonsillotomie ergeben sich mehrere Vorteile gegenüber der Tonsillektomie. Durch Anwendung von Lasersystemen, der Radiofrequenz- oder der Argon-Plasma-Chirurgie besteht schon intraoperativ eine nur geringe Blutung, postoperativ besteht quasi keine Blutungsneigung. Da die Tonsillenkapsel geschont wird, werden keine größeren arteriellen Gefäße tangiert, die vor allem für die schweren Nachblutungen bei den Tonsillektomien verantwortlich sind. Deshalb sind bei den bisher in Deutschland durchgeführten Tonsillotomien keine schweren Nachblutungen beschrieben und kein letaler Verlauf bekannt.
Der postoperative Verlauf gegenüber der Tonsillektomie ist nicht nur deutlich komplikationsloser, die Kinder sind postoperativ fast schmerz- und beschwerdefrei.
Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist die Erhaltung des Immunsystems, da genügend lymphatisches Gewebe der Tonsillen erhalten bleibt. Nach den bisher vorliegenden Studien kommt es auch nicht vermehrt zu Vernarbungen oder Entzündungen der verbliebenen Tonsillen.
Stationär / Ambulant: Bei sonst gesunden Kindern (keine chronischen Atemwegserkrankungen / keine Blutgerinnungsstörungen/ keine Behinderungen / guter Ernährungs- und Allgemeinzustand) kann die Operation ambulant bzw. auch stationär durchgeführt werden.
Kosten der Operation: Auf Selbstzahlerbasis (IgeL) sind mit Kosten von bis zu 300,- Euro als reine Operationsleistung zu rechnen.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Diese Operation wird teilweise von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen (insbes. bei besonderen Vertragsstrukturen – „integrierte Versorgung“). Diese Operation wird i.d.R. vollständig von den privaten Krankenkassen übernommen.
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