Inkontinenz / Belastungsharninkontinenz bei Männern – Fakten
Operationsname,
Definition: Einlage einer
nachjustierbaren Schlinge (Remeex®-Schlinge) / Es handelt sich um ein
nachjustierbares Schlingensystem, welches bei der
Belastungsharninkontinenz des Mannes Anwendung findet.
Allgemeine
Informationen zur Belastungsharninkontinenz des Mannes: Die
voranschreitende Überalterung der Gesellschaft und häufigere Interventionen bei
Prostataerkrankungen (Transurethrale Resektion, offene Adenomektomie,
Bestrahlung, radikale Prostatektomie) führen zu einer stetigen Zunahme der
männlichen Belastungsinkontinenz.
Zur Senkung der Inzidenz der
Inkontinenz nach radikaler Prostatektomie sind verschiedene Modifikationen der
Operationstechnik beschrieben. Auch ein höheres Patientenalter kann zu einer
höheren Inkontinenzrate nach radikaler Prostatektomie führen. Die
Post-Prostatektomie-Inkontinenz (PPI) kann aufgrund von
Blasenfunktionsstörungen, Schließmuskelschwäche oder einer Kombination aus
beidem auftreten. Die Inzidenz von Detrusorhyperaktivitäten (überaktive Blase)
vor radikaler Prostatektomie wird mit 17-32% angegeben (Hammerer and Huland,
1997; Kleinhans et al., 1999). Nach radikaler Prostatektomie kann dies Ursache
einer vorübergehenden Inkontinenz nach dem Eingriff sein. Mit zunehmender
Zeitdauer nach der Operation kann durch Beckenbodentraining und
Elektrostimulation und ggfs. auch mit zusätzlicher medikamentöser Unterstützung
eine komplette Kontinenz erreicht werden. Die definitive Harninkontinenz ist
deshalb erst nach einem Jahr einzuschätzen und ist in der überwiegenden
Mehrheit als Belastungsinkontinenz einzustufen. Nach einer ausführlichen
Diagnostik kann dann bei vorliegender Harninkontinenz eine operative Maßnahme
ergriffen werden.
Nach der zugrunde liegenden Ursache einer Belastungsinkontinenz
richtet sich die Wahl des jeweiligen Verfahrens.
Hintergrundinformationen / Herkunft und
Entwicklung: Die justierbare Remeex®-Schlinge wurde Ende der neunziger
Jahre zunächst für die Frau entwickelt
und erst 2003 beim Mann angewendet. Die Schlinge wird analog zum erfolgreichen
TVT für die Frau retropubisch (hinter dem Schambein) platziert. Durch einen
speziellen Mechanismus kann die Schlinge zu jeder Zeit justiert werden. Um beim
Mann Anwendung zu finden, wurde die Remeex®-Schlinge nochmals überarbeitet, um
den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden.
Etwas später wurde von Rheder und Gozzi 2006 in Innsbruck eine transobturatorische
Schlinge entwickelt, welche jedoch keinen Verstellmechanismus besitzt. Diese Schlinge dient ausschließlich der
Repositionierung des tiefstehenden und daher insuffizienten, aber ansonsten
intakten Sphinkterapparates.
Vorausgegangen waren den Schlingenoperationen
operative Techniken, wie die Faszienzügelplastik beim Mann. In einer 1992
erschienenen Literaturübersichtsarbeit (von Thüroff u.a.) konnte die
Wirksamkeit dieser Operation nachgewiesen werden.
Nachteile der Operation waren aber eine aufwendige
Präparationstechnik, die nicht
standardisierte Schlingenspannung, ein hohes Risiko der Überkorrektur,
sowie die Unmöglichkeit der Nachkorrektur.
Facharzt dieser Operation: Der
Urologe führt Diagnostik und Operation
durch.
Häufigkeit
pro Jahr: Es sind
schätzungsweise einige hundert pro Jahr in Deutschland.
Stationär / Ambulant: Es handelt sich
hier um eine stationäre Operation.
Kosten der
Operation und Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Die Einlage einer Remeex®-Schlinge kostet ca. 5.000
Euro und wird von der Krankenkasse übernommen.