Rückenmarkstumor Behandlung – Alternativen, Heilungschancen und Risiken
Grund und Ziel der Operation: Das Ziel der Operation besteht darin, den Tumor weitestgehend aus dem Rückenmark zu entfernen, unter weitestgehender Erhaltung der noch vorhandenen Nervenfunktionen.
Die möglichen Operationsmethoden und deren Risiken: Ab der Eröffnung der harten Rückenmarkshaut wird unter dem Operationsmikroskop gearbeitet. Die meisten Tumoren innerhalb des Rückenmarkes breiten sich zentral aus. Das bedeutet, dass sie weitestgehend symmetrisch an der Mittellinie orientiert wachsen. Die ungefährlichste Stelle, das Rückenmark zu öffnen, ist die Mittellinie an der Rückfläche, eine sog. posteriore mediane Myelotomie. Die motorischen Bahnen des Rückenmarkes verlaufen in der vorderen Hälfte des Rückenmarkes. Bei der hinteren Eröffnung werden jedoch leicht die hinteren sensiblen Bahnen gestört. Während der gesamten Operation werden die sensiblen und motorischen Bahnen elektrophysiologisch überwacht. Negative Veränderungen der Registrierung warnen den Operateur, welcher seine Strategie dann anpassen muss. Ist der Tumor entfernt, wird die weiche Rückenmarkshaut und dann die harte Rückenmarkshaut verschlossen. Häufig gelingt es, die entnommenen Wirbelbögen wieder einzufügen und mit Mini-Platten sowie Schrauben zu befestigen.
In sehr versierter Hand liegt das Risiko einer funktionell bedeutsamen neurologischen Verschlechterung bis hin zur hochgradigen Querschnittslähmung bei etwa 20 %. Ganz entscheidend ist die Tatsache, dass das neurologische Endergebnis vom Grad der Beeinträchtigung vor der Operation abhängt. Desto schlechter der Zustand vor der Operation, umso schlechter das Endergebnis.
Schwierigkeitsgrad der hier beschriebenen Operation: 8/10 (sehr hoch)
Heilungschancen: Sehr erfahrene Operateure schaffen es, bei etwa 90 % der Betroffenen den Tumor komplett zu entfernen. Die sog. Rezidivrate (Wiederauftreten des Tumors) liegt bei 2-5 %.
Alternativen zu dieser Operation: Bei den gutartigen Tumoren spielen Strahlentherapie und Chemotherapie keine Rolle. Die Operation ist die einzige Behandlungsform.
Risiken der Operationen: Das Risiko, in Folge der Operation eine deutliche neurologische Verschlechterung zu erfahren, liegt bei sehr erfahrenen Operateuren bei etwa 20 %. In Einzelfällen kann es am Ende der Tumoroperation zu einer deutlichen Schwellung des wieder ausgedehnten Rückenmarkes kommen, so dass man die harte Rückenmarkshaut plastisch erweitern muss und die Wirbelbögen nicht wieder einfügen kann. Wenn über mehrere Segmente der Halswirbelsäule die Wirbelbögen nicht wieder eingesetzt werden, kann sich im Laufe von Monaten oder Jahren eine Instabilität entwickeln, so dass eine aufwendige Stellungskorrektur und Stabilisierungsoperation erforderlich werden kann. Gelingt es, die Wirbelbögen am Ende der Operation wieder einzufügen, ist das Risiko einer Spätinstabilität deutlich reduziert. Eine operative Entfernung eines Rückenmarktumors ohne elektrophysiologische Überwachung der Hauptbahnen durchzuführen, bedeutet ein signifikant erhöhtes Risiko. Es gibt Gutachter, die in diesem Zusammenhang von einem Behandlungsfehler ausgehen.